Online
145

Jan. 2010


Werte Leserinnen und Leser,
ich muss einräumen, dass wieder einmal manche Herausgeber mit ihrer Arbeit schneller sind als das Rezensenten-Team des FANZINE-KURIERS einschließlich und vor allem seines Herausgebers ... So sind die neuesten Ausgaben von FUTURE MAGIC, SOL und PHANTASTISCH! bereits erschienen und werden selbstverständlich im FANZINE-KURIER 146 rezensiert. Ich hoffe, mit der Ausgabe endlich einen Gleichstand erreichen zu können. Außerdem sind für den FK 146 Rezensionen über FANTASTIC EPISODES 4, HORNSIGNALE 273/274/276/279, RETTUNGSKREUZER IKARUS 40: FLAMMENDE BEGEISTERUNG, DRACHENBRIEF 141/142/143, GOLEM 89/PALADIN REISEBERICHTE 3 u. a. m. vorgesehen.
Viele Grüße
Armin Möhle



AD ASTRA 67: BESUCH AUS DEM ALL
EDITION HEIKAMP 24: YASMIN UND ANDERE LEBENSGESCHICHTEN
FUTURE MAGIC 65
PHANTASTISCH! 36 
HORROR 38: SATANMAN
EDITION HEIKAMP 25: HIRNGESPINST UND SCHMETTERLING 
SOL 56
MURPHY – DER KÄMPFER DES LICHTS 21: MURPHYS REISE INS JENSEITS ... 
XUN 23
EDITION HEIKAMP 26: DIE JAGD NACH DER RÖMISCHEN FORMEL 
STAR GATE – DAS ORIGINAL 1: DAS TRANSMITTER-EXPERIMENT
ZENTRUMSMONSTER 1

 


AD ASTRA 67: BESUCH AUS DEM ALL

68 Seiten DIN A 5, Mittelheftung ISSN 1614-3280.
Auflage: unbekannt, 5,00 EUR.
Kontakt: HARY PRODUCTION, Canadastr. 30, 66482 Zweibrücken.
Bankverbindung: Postbank Saarbrücken (BLZ 590 100 66), Konto 36277666.
Internet: www.harypro.de.

In einer uns fernen Zukunft ist ein Wunder geschehen. Der Mensch lebt in Frieden und Glückseligkeit. Hass und Neid sind besiegt. Jeder arbeitet und hilft anderen, so gut er es eben kann. Es gibt keinen Rassenhass mehr, und alle Menschen sind gleich. Es existiert eine gemeinsame Sprache. Jeder kann in seiner sehr groß bemessenen Freizeit seine Kreativität ausleben. Sex steht nicht mehr im Mittelpunkt, auch wenn es im Erotikland möglich ist, seine Neigungen auszuleben.

Das Wichtigste aber: Bevor die Wut siegt, legen die Menschen die Beichte ab. Da dies sehr öffentlich ist, wird jede Lüge und jeder Selbstbetrug entdeckt. Die Leute reden miteinander und diskutieren alle Möglichkeiten. Da jeder Roboterhelfer für Haushalt, Garten und anderes hat, gibt es niemanden mehr, der reicher ist als der andere; Besitztümer werden geteilt. Auch die Kleidung ist mehr funktional.
Coverabbildung AD ASTRA 67Jeder kann nach seiner Fasson glücklich sein. Das Paradies auf Erden – es wurde endlich gefunden.
Als "die Alten" im Eis entdeckt werden, bricht fast Panik aus, und große Angst geht um. Diese "Alten" sind Menschen aus der heutigen Zeit, und einer von ihnen ist Peter. Dieser wird als Erster aufgetaut und muss nun beweisen, dass auch die restlichen 10.000 Menschen es Wert sind, im Paradies Einlass zu erhalten. Dies ist ein langer und schwieriger Prozess für alle Beteiligten.
Rüdiger Janson beschreibt in seiner Trilogie, die hier mit diesem zweiten Band ihre Fortsetzung findet, eine Welt, in der die Schlange, die einst dafür sorgte, dass die Menschen aus dem Paradies vertrieben wurden, zwar existiert, aber besiegt werden kann. Doch für diese schöne, neue Welt muss der Einzelne auch bereit sein, Opfer zu bringen.
Peter ist ein Mensch unserer Zeit. Er weiß, wie fanatisch Religionsanhänger sind, und seine Kindheit wurde zerstört, als seine Eltern getötet wurden. Sinnlose Gewalt herrschte dort, wo Peter lebte. Das Recht des Stärkeren war nicht immer auch Gerechtigkeit, und die Welt stand vor dem Abgrund. Die Umweltzerstörung forderte ihren Preis und schreckliche Naturkatastrophen kosteten zahlreiche Menschenleben.
Nun soll Peter umdenken und zu einem Menschen der neuen Zeit werden. Anschaulich wird beschrieben, dass dies nicht eben einfach ist. Denn das Böse lauert immer im Menschen.
Das Titelbild von Martin Brendel wirkt wunderbar futuristisch und zeigt durch die betont weiß gehaltenen Farben von Erde, Mond und den Raumstationen die erhabene Schönheit des Weltalls.
Dieser Band regt zum Nachdenken an und lässt hoffen, dass eine solche Zukunft möglich sein wird. Jeder sollte diese Geschichte lesen. Sie ist zeitlos und nicht nur für SF-Fans interessant. Die Story ist überaus lehrreich und führt uns allen ob, groß, ob klein, jedwede Hautfarbe, Religion oder Geschlecht, alt oder jung ein Spiegelbild vor. Wer den Mut hat hineinzusehen, wird vielleicht etwas lernen. Ob uns das Abbild, das wir dann sehen, auch gefallen wird, kann nicht vorhergesagt werden.

Petra Weddehage, Paderborn


EDITION HEIKAMP 24: YASMIN UND ANDERE LEBENSGESCHICHTEN
40 Seiten DIN A 6, Mittelheftung, ISBN 978-3-937440-45-3.
Auflage: 100 Exemplare, 3,20 EUR.
Kontakt: Crago-Verlag, Michael Schneider-Braune, Postfach 1248, 97990 Weikersheim.
Internet: www.edition.heikamp.net.

Mark Heywinkel ist Jahrgang 1987 und Student der Medienkommunikation und der Journalistik. Seit 2005 gibt er das Online-Kunst-Magazin PARAGUAS heraus. YASMIN UND ANDERE LEBENSGESCHICHTEN, das im Crago-Verlag erschienen ist, ist seine erste Publikation in Buchform und beinhaltet auch die Story "Eine Lebensgeschichte", mit der der Autor im Alter von 16 Jahren bei dem 25. Wettbewerb "Jugend schreibt" zu den Preisträgern gehörte.
Insgesamt neun Erzählungen, die zwischen zwei und neun Seiten lang sind, schildern Situationen aus dem Leben, wie sie sich in der Nachbarschaft abspielen könnten oder wie man sie vielleicht selber in ähnlicher Form erlebt hat.
"Eine Lebensgeschichte" beschreibt den Alltagstrott der Witwe Marie. Einziger Lichtblick ist der jährliche Besuch ihrer einstmals besten Schulfreundinnen am Geburtstag, doch die Zeit bleibt nicht stehen. Immer mehr fühlt sich Marie von den anderen, die mit ihrem tollen Leben angeben, ausgegrenzt, denn da kann sie nicht mithalten. Schmerzlich ist außerdem die mehr oder minder unverblümte Kritik am Essen, das zwar mit viel Liebe zubereitet wurde, aber sich selbstverständlich nicht mit den Menüs teurer Restaurants vergleichen lässt. Es sind viele solcher Kleinigkeiten, die zeigen, dass es zwischen ihnen nicht mehr stimmt. Eine neue Enttäuschung kommt schnell: Kurzfristig sagen die Freundinnen ab, in Marie macht etwas "Klick" – und sie verblüfft jeden, einschließlich sich selbst…
Eine "Traumhochzeit" soll es werden, und auch die Gäste geben sich alle Mühe, denn die Feierlichkeit steht ganz im Zeichen von STAR TREK, aber wehe, es ist ein 200prozentiger Fan dabei, der kleine Fehlerchen entdeckt…
In der Titelstory verliebt sich ein junger Mann in die geheimnisvolle "Yasmin", die in ihm jedoch nur einen Seitensprung sieht, mit dem zusammen sie ihre Rollenspiel-Phantasien ausleben kann. Sein Geständnis verändert alles…
Diese und die übrigen Geschichten warten im Wechsel mit bedrückenden Entwicklungen oder humorigen Pointen auf. Manchmal sind die Protagonisten in ihrer Situation gefangen und sehen keine Möglichkeit, ihre Träume zu realisieren wie in "Hautnah" oder können und wollen ihre Situation nicht wirklich verändern wie in "Beziehungsschluss". Andere warten geduldig auf den richtigen Moment und sind dann "Richtig eingerichtet", auch auf der zweiten Ebene, oder begegnen den "27° C in Plymouth" mit unerschütterlicher Ruhe, denn alles wiederholt sich. In "Erde, Mond, Mars" werden Prioritäten gesetzt und in "The Party" umgeworfen.
Vordergründig wird man von den Stories gut unterhalten, doch sie berühren einen tiefer, als man zunächst glaubt. In viele der Situationen und in die Charaktere kann man sich hineinversetzen und sich fragen, wie man selber handeln würde.
YASMIN UND ANDERE LEBENSGESCHICHTEN ist eine realistische und interessante Kurzgeschichtensammlung für anspruchsvolle Leser!

Irene Salzmann, Kranzberg


FUTURE MAGIC 65

70 Seiten DIN A 4, Seitenbindung.
Auflage: unbekannt, 5,00 EUR, 4er-Abonnement 18,00 EUR.
Kontakt: SFC STARDRAGONS, Eva Kalvoda, Kundratsstr. 20/8/25, A-1100 Wien, E-Mail: kills_first@utanet.at.
Internet: members.chello.at/sfc_stardragons.
Bankverbindung: PSK (BLZ 60000), Konto 77510891, IBAN AT556000000077510891, BIC OPSKATWW lautend auf Andreas Leder.

"Diese Ausgabe von Future Magic bringt euch zwanzig Seiten Stories, zehn Seiten Film-News, zehn Seiten Rezensionen, sieben Seiten interessante Artikel, von denen ich Evas Betrachtung Britanniens ganz besonders hervorheben möchte." Mit diesen Worten charakterisiert Chefredakteur Andreas Leder den Inhalt dieser FM-Ausgabe. Ein paar Seiten sind dabei wohl unter den Tisch gefallen, hat FM 65 doch insgesamt 70 Seiten.
Dabei ist nicht davon auszugehen, dass er den schwarzen Drachen vergessen hat, der das Titelbild ziert. Franz Miklis, traditioneller Titelbildlieferant der Sternendrachen, hat sich in letzter Zeit intensiver mit dieser Spezies beschäftigt und stellt uns eine von mehreren persönlichen Interpretationen vor. Der schwarze Drache ist denn auch sehr imposant und gefährlich geraten, wenn auch in den Konturen sehr fein und verspielt.
Neben Franz Miklis sind es vor allem vier weitere Autoren bzw. Autorinnen, die immer wieder den Löwenanteil der Beiträge in FUTURE MAGIC stellen. Eine von den vieren ist Susanne Stahr. Sie schließt mit dem zweiten Teil ihrer Geschichte "Der Fluch der Eulen" eine phantasievolle, wenn auch nicht beeindruckende Geschichte ab. Wie immer sind es die Kleinigkeiten, die ihre Geschichte lesenswert machen, die menschlichen Züge und Regungen, die wir im Alltag zu oft vermissen. Susanne gelingt es immer wieder, allzu menschliche Fehler mit einer überzeugenden, stimmigen Geschichte zu verbinden.
Coverabbildung FUTURE MAGIV 65Fred H. Schütz setzt im sechsten Teil die Geschichte um "St. Martin Du Bois" fort. Ich habe allerdings als sporadischer Leser längst den Anschluss verloren. Auch diese Episode wirkt sehr fragmentarisch.
"Die Gleichenfeier", ebenfalls von Susanne Stahr, beweist mal wieder, wie wichtig althergebrachte Bräuche sind, auch wenn man beim Bau einer Raumstation schlecht entscheiden kann wo "oben" ist. Aber irgendwo muss der Kranz fürs Richtfest ja hin. Zuvor gilt es jedoch, den stieläugigen Alien vom Sinn dieser Maßnahme zu überzeugen...Hübsche Idee, die Susanne gekonnt und sympathisch umsetzt.
Dann kommt der im Vorwort schon angekündigte Beitrag von Eva Kalvoda über Britannien als Geisterland. Susanne schildert ausführlich, wie viele Orte und Plätze es dort gibt, in denen ein oder gleich dutzende Geister ihr Unwesen treiben. Ein ganz netter Beitrag mit einigen Längen, da sich die Schilderungen vom spukenden Unwesen doch manchmal gleichen und wenig Originalität bieten. Für die Phantasielosigkeit der Gespenster kann Eva natürlich nichts, für die Länge des Artikels natürlich schon.
Die im Vorwort angekündigten zehn Seiten mit den Filmrezensionen sind schnell überblättert. Handelt es sich doch fast ausschließlich um sehr kurze Beiträge die kaum mehr als die Grundinformationen zu den Filmen bieten.
Andreas Leder beschäftigt sich dann in einer launig geschrieben Glosse mit den leiden Spam-Mails, die wohl jeder von uns kennt.
"Gastautor" Hermann Urbanek hat einen Nachruf auf Robert Feldhoff verfasst, der uns diesen leider viel zu früh verstorbenen sympathischen Autor noch einmal Nahe bringt.
Passend zur Vorweihnachtszeit stellt Eva Kalvoda sehr ausführlich eine Reihe von Brettspielen vor, sozusagen als Kauf- und Geschenkanregung fürs Fest.
Dann gibt es doch noch ein paar ausführlichere Filmbesprechungen und die üblichen Leserbriefe der vier aktiven Sternendrachen. Es ist wieder ein rundes Heft geworden. Nicht alles kann überzeugen, aber lesbar und informativ ist es allemal.

Holger Marks, Marburg


PHANTASTISCH! 36

68 Seiten DIN A 4, Mittelheftung, ISSN 1616-8437.
Auflage: 1.200 Exemplare, 5,75 EUR, 4er-Abonnement 19,80 EUR.
Kontakt: Verlag Achim Havemann, Harlingen 119, 29456 Hitzacker.
Internet: www.phantastisch.net.

Die neue PHANTASTISCH!-Ausgabe stellt eine Reihe von neuen Projekten vor: Daniela Knor bringt dem Leser in "Eine neue Zeit für Elfen" die von Susan Schwartz konzipierte Buchserie ELFENZEIT nahe, die im Bertelsmann Buchclub erscheint. "Von Werwölfen und Vampiren" berichtet Jochen Adam: Der "Völker"-Fantasy lässt der Heyne Verlag nun entsprechend konzipierte Horror-Romane folgen. Gegen den Trend stemmt sich der Waldgut Verlag, den Ulrich Blode in "Zwielicht oder der Waldgut Verlag wird unseriös" porträtiert. Fantasy erteilt der Verlag eine Absage, im Programm finden sich vielmehr SF-, Horror- und Kriminalromane. Inhaltlich präsentiert der Waldgut Verlag damit die eigenständigsten Romane, aber auch die kommerziell erfolgreichsten ..?!
Der auf dem Cover ausgewiesene Artikel von Ursula K. LeGuin entpuppt sich als Zweispalter, in dem sich die Autorin scharf mit einem Nachruf auf J. G. Ballard auseinander setzt. Okay, der Beitrag ist aktuell und zur Würdigung des 80. Geburtstages der Autorin angemessen. Es ist bedauerlich, dass nur noch solche kurzen Texte von Ursula K. LeGuin in einer deutschen Übersetzung erscheinen, nicht jedoch ihre neuen Romane ...
Umfangreicher und ebenso fundiert sind die "Phantastischen Pole", über die Max Pechmann berichtet; phantastische Filme, die im ewigen Eis der Arktis und der Antarktis spielen, und in einem Zeitraum von sieben Jahrzehnten entstanden sind. Christian Endres teilt in "Hasenfuß mit Katana" seine Begeisterung über eine ungewöhnliche Comicserie des Leser mit. Achim Schnurrer beendet in seiner Artikelreihe "Klassiker der phantastischen Literatur" mit dem zweiten Teil die Vorstellung des Autors Jean Paul (Pseudonym von Johann Paul Friedrich Richter, 1763 - 1825).
Coverabbildung PHANTASTISCH! 36Horst Illmer setzt sich "Abschied von der Gutenberg-Galaxis" mit dem "Google Book Search"-Projekt auseinander, der digitalen Erfassung von kompletten Büchern, das Autoren und Verlage die Verletzung ihrer Urheber- und Verwertungsrechte befürchten lässt. In den USA besteht eine Vereinbarung zwischen Google und einem Schriftsteller- und Verlagsverband, der das Einscannen (gegen eine eher bescheidene Vergütung) gestattet. In Deutschland sind die Werke von Autoren durch das Urheberrecht erheblich besser geschützt. Das sind natürlich nur zwei Aspekte des Themas. Das Urheberrecht wird auch im Internet nicht aufgehoben, ist dort aber aufwändiger zu verteidigen als Printbereich. Die größte Gefahr des Digitalisierungsprojektes besteht wohl darin, dass Google zu einem monopolistischen Verleger werden kann. Die zunehmende Nutzung des Publikationsmediums Internet wird in keinem Fall aufzuhalten sein.
Zwei schöne, nahezu romantische Kurzgeschichten enthält PHANTASTISCH! 36. "Der Schlüssel" von Ian Ulster spielt in 16. Jahrhundert, jedoch in einer Parallelwelt. Eine junge Frau muss sich einer Operation unterziehen; ein goldenes Herz wird ihr eingesetzt, als Folge einer unglücklichen Liebe. Einwenden lässt sich lediglich, dass die OP unter unsterilen Bedingungen durchgeführt wird und die Patientin bereits nach einer Stunde wieder ansprechbar ist ... Die zweite Story verfasste Jasper Nicolaisen: "Am Ionenfeuer erzählt" ein Flottenadmiral a. D. vom Tod zweier Liebenden in einer Raumschlacht, denen er immer wieder begegnet.
Eine PHANTASTISCH-Ausgabe wäre unvollständig, wenn sie keine Interviews enthalten würde, die unterschiedliche Autoren und ihre Bücher vorstellen. Dan Wells ist der Autor des Thrillers ICH BIN KEIN SERIENKILLER (Piper, 2009), die Geschichte eines fünfzehnjährigen Jungen, der befürchtet, selbst zum Mörder zu werden. Der Roman wird auch besprochen, was eine löbliche Ausnahme bleibt, da die neuesten Romane der übrigen interviewten Autorinnen und Autoren nicht näher betrachtet werden. Eine hervorragende Ergänzung ist dagegen die Gesamtübersicht über die in PHANTASTISCH! bislang erschienenen Interviews.
Dacre Stoker, Urgroßneffe des Horrorautors Bram Stoker, verfasste gemeinsam mit Ian Holt eine Fortsetzung des bekannten Vampir-Romans: DRACULA – DIE WIEDERKEHR (Lyx, 2009). Eine Frage, die sich aus dieser Zusammenarbeit ergibt, wird nicht gestellt – und wäre natürlich auch nicht beantwortet worden. Patrick Rothfuss debütierte 2008 mit dem Fantasy-Roman DER NAME DES WINDES (Klett-Cotta). Bereits länger im Fantasy-Literaturgeschäft ist Raymond E. Feist tätig, der (teilweise mit einem Co-Autor) knapp dreißig Romane geschrieben hat, die in der Welt Midkemia angesiedelt sind (Goldmann, Bastei/Lübbe, Blanvalet), was nicht auf breites Repertoire des Autors schließen lässt. Eine Debütantin in der Fantasy ist auch Kathrin Lange mit ihrem Roman FLORENTURNA (Fischer, 2009), aber nicht erfahren, denn zuvor veröffentlichte sie Jugend- und historische Romane.
PHANTASTISCH! 36 ist eine ausgesprochen informative Ausgabe.

Armin Möhle, Wallenhorst


HORROR 38: SATANMAN

64 Seiten DIN A 5, Mittelheftung ISSN 1614-3310.
Auflage: unbekannt, 5,00 EUR.
Kontakt: HARY PRODUCTION, Canadastr. 30, 66482 Zweibrücken.
Bankverbindung: Postbank Saarbrücken (BLZ 590 100 66), Konto 36277666.
Internet: www.harypro.de.

Ein kinderloses Paar, Gisela und Wolf Strack, befinden sich auf ihrer Hochzeitsreise im Münsterland. Dort geraten die beiden mitten in die so genannte Zeitreisefeier. Fasziniert und reichlich amüsiert genießen sie die sich ihnen bietenden Feierlichkeiten und erfahren eine Menge über die Legenden des Doktor Faustus. In ihrem Gasthaus werden sie bei einem intimen Abendessen von einem seltsamen Gesellen aufgesucht, der sich als Urahn des einzigartigen Mephistos ausgibt. Der weitere Verlauf des Abends verwischt sich, da reichlich Alkohol fließt.
Am nächsten Tag verspürt Gisela Übelkeit. Sie weiß noch, dass sie dem Fremden von ihrem unerfüllten Kinderwunsch erzählt hat. Der Abend endete in einer wilden Sexorgie, doch sie hofft, dass sie dies alles nur träumte. Derweil erinnert sich Wolf nur noch daran, dass der Fremde ihm half, Gisela auf ihr Zimmer zu bringen. Danach verschwimmt die Erinnerung. Was passierte mit seiner Frau, und warum hat das einst so harmonische Paar nun große eheliche Probleme? Die Antwort ist schlimmer, als das Ehepaar denkt.
Die Geschichte erinnert reichlich an ROSEMARIES BABY. Die Horrorelemente sind zwar geschickt eingeflossen, doch das allzu vorhersehbare Ende der Geschichte überrascht nicht wirklich. Wer allerdings mehr über Reisen ins Münsterland erfahren möchte, bekommt hier sehr gut recherchierte Informationen.
Christel Schejas Cover zeigt sich, wie es für ein Heft der Horror-Serie angemessen ist, in wabernden roten Farben. Der grüne Totenkopf hebt sich gruselig daraus hervor.
Alles in allem ist dieser Roman von Wolfgang Hiller eine nette Geschichte, die für Leser, die leichte Kost lieben, gut geeignet ist.

Petra Weddehage, Paderborn


EDITION HEIKAMP 25: HIRNGESPINST UND SCHMETTERLING

44 Seiten DIN A 6, Mittelheftung, ISBN 978-3-937440-46-0.
Auflage: 100 Exemplare, 3,50 EUR.
Kontakt: Crago-Verlag, Michael Schneider-Braune, Postfach 1248, 97990 Weikersheim.
Internet: www.edition.heikamp.net.

Wolfgang Kammer, Jahrgang 1941, war lange Zeit als Sonderschullehrer tätig und ist nun als freier Schriftsteller aktiv. Er ist Mitglied der "Autorengruppe Kleeblatt" und bekannt durch mehrere Publikationen insbesondere im Jugendbuch-Bereich.
HIRNGESPINST UND SCHMETTERLING, der 25. Band der Edition Heikamp, ist seine erste Lyrik-Sammlung.
Auf 37 Seiten findet man 36 Gedichte, von denen manche nur vier Zeilen Umfang haben, andere bis zu zwei Seiten lang sind und eine Geschichte erzählen. Es gibt solche, die sich kreuz- und paarweise reimen, bei einigen wurde darauf verzichtet.
In den Texten steht vor allem der Mensch im Mittelpunkt – die Liebe zu einer besonderen Person, Erinnerungen, Enttäuschungen und Hoffnungen wie z. B. in "Nicht umsonst", "Schnitte durchs Herz" und "Spätere Liebe". Es wird aber auch Kritik an der Ignoranz und der Unvernunft der Menschen geübt, die das Wesentliche nicht sehen (wollen), wie in "Lachosaurus" und "Salamanca". Ein weiteres Thema ist "Wunderbare Weihnacht", und es gibt auch das eine oder andere Gedicht, das einfach nur Spaß machen soll, darunter "Reiher – Eier".
Anders als vielen Autoren, die Lyriken verfassen, gelingt es Wolfgang Kammer, seine Gedanken in klaren Worten und Sätzen auszudrücken. Seine Texte sind nicht abgehoben und experimentell, um des Experimentierens Willen, sondern verständlich und nachvollziehbar. So machen Gedichte Freude, auch jenen Lesern, die möglichst einen Bogen um Lyrik-Bände schlagen.
Am Ende sind einige Publikationen des Autors gelistet – falls man auf den Geschmack gekommen ist.
HIRNGESPINST UND SCHMETTERLING ist eine kleine, aber feine Sammlung lesenswerter Gedichte!

Irene Salzmann, Kranzberg


SOL 56

68 Seiten DIN A 4, Mittelheftung, ISSN 1439-2453.
Auflage: 1.200 Exemplare, 4er-Abonnement 24,00 EUR.
Kontakt: PERRY RHODAN FANZENTRALE e. V., Postfach 2352, 76413 Rastatt.
Internet: www.prfz.de.
Bankverbindung: Sparkasse Uelzen Lüchow-Dannenberg (BLZ 25850110), Konto 46042420.

Vom Titelbild der SOL 56 blickt dem Leser der kürzlich verstorbene PR-Schriftsteller und Exposé-Redakteur Robert Feldhoff entgegen, es folgen Nachrufe des PRFZ-Vorstandes, der PR-Redaktion und persönliche Worte der Autoren, begleitet von elf Fotos. Es wird greifbar, welchen Verlust sein Tod in menschlicher Hinsicht für viele bedeutet und welcher Schlag dies für die Serie ist.
Ab Seite 11 wendet sich die SOL anderen Themen zu. Rüdiger Schäfer findet in "Ein bisschen Abschied, ein bisschen Aufbruch ..." Worte zur Übergabe seines Vorsitzes der PRFZ an Peter Dülp und blickt dabei zufrieden auf die Vereinsarbeit zurück. Der neue Vorsitzende stellt sich sodann kurz vor. Wiedergegeben wird das Protokoll der Mitgliederversammlung vom 17.07.2009, und Herbert Keßel berichtet unter reichlicher Bebilderung (seitens Martin Steiner) von der Arbeit der PRFZ auf dem JubiläumsCon in Garching.
Rainer Stache, der Verfasser der ersten Dissertation zum Thema PERRY RHODAN, die sich auf umfangreiche Textkenntnis stützte, rezensiert als "Der galaktische Beobachter" die Romane Nr. 2489 bis 2502.
Coverabbildung SOL 56Ulrich Magin versucht mit einem Cartoon "Computerzeit – Alltag im Leben eines PR-Autors" ein wenig Humor zu vermitteln.
Rainer Nagel befragte den niederländischen Comic-Zeichner Jorg de Vos, der die Titelbilder für PR Nr. 2504 bis 2507 erstellte. Er gibt einen Einblick in dessen bisheriges Schaffen und die Zusammenarbeit mit der PR-Redaktion. Letztere beleuchtet Rainer Nagel dann noch einmal unter dem Titel "Der spricht aber nur Englisch – kannst du das machen?"
Auf 40 Jahre ATLAN macht Matthias Hinz in "Das unbemerkte Jubiläum" aufmerksam. Er bietet auf zwei Seiten einen interessanten, prägnanten Einblick in die PR-Schwesterserie.
Carsten Pohl und Caillean Kompe berichten ausführlich von "Perry Rhodan als Pöppel & Co." in "Unser Mann im Spiel". Sie stellen die Brett-, Karten-, Rollen- und Computerspiele vor, in denen PR bisher Ausdruck gefunden hat, wobei auch eine eher provisorische Variante, das PR-MOMOPOLY-Spiel, einbezogen wird.
Hubert Haensel gewährt, interviewt durch Rainer Stache, einen recht umfangreichen Einblick in sein Leben als PR-Autor. Störend wirken gelegentlich die etwas zu säuselnd gestellten Fragen. Sie überraschen gerade von Rainer Stache, der in seinen Rezensionen der Heftromane durchaus konkrete, wenn auch nicht vernichtende Kritik übt.
Klaus N. Frick stellt in "Zwischen Graugischt und Terra" neue Hörspiele in der STERNENOZEAN-Reihe vor.
Unter "Hyper, hyper! Das Perpetuum Mobile ist längst erfunden!" behauptet Frank G. Gerigk zunächst, die Technik im Perryversum setze zwingend voraus, dass ein Perpetuum Mobile möglich ist, um auf der dritten Seite in dürren letzten Worten zuzugeben, dass dieser Schluss doch nicht trägt. Da platzt eine Blase – und dies endgültig.
Andreas Wolz stellt in "Agent für Terra" "Die Planetenromane als Taschenheft" vor, die allerdings inhaltlich eine bloße Wiederveröffentlichung sind.
Mit "Quantensplitter" steuert der scheidende Vorsitzende der PRFZ die einzige Story für die SOL 56 bei, aber diese kann sich sehen lassen: Ein Zellaktivator zeigt Betriebsstörungen.
Klaus N. Frick macht auf die Comicserie JACK OF FABLES aufmerksam, in der die Hauptfigur ein Fabelwesen, aber kein Superheld ist.
In die Tiefen des papierenen Modellbaues führt Rüdiger Schäfers Interview mit Marco Scheloske. Bastler erhalten minutiöse Tipps, wie man in dieses Hobby einsteigt, ohne unnötig frustriert zu werden.
Frank G. Gerigk berichtet von Parallelen zwischen realen Marine- und fiktiven PR-Raumschiffen. Der Artikel "Terranische Fregatten und Zerstörer – die unbekannten Raumschiffe" - vorliegend in Teil zwei – setzt allerdings ein gehöriges Interesse an technischer Klassifizierung und militärischer Organisation voraus.
Für jedermann bietet Jochen Adam einen Internet-Tipp: "Der Zauberspiegel" ist ein Online-Fanzine, das ursprünglich als papierenes von Anhängern der DAN SHOCKER-Serie ins Leben gerufen wurde, heute aber im Netz viele Unterhaltungsgenres erfasst und vor Leben strotzt.
Der SOL 56 gelingt es, der Trauer um Robert Feldhoff angemessen und nachfühlbar Ausdruck zu verleihen und Fans eine Vielzahl von Einblicken und Hintergrundinformationen zur PR-Serie zu bieten sowie sie gut zu unterhalten.
Der grafische Part ist – auch mit einer Leserzeichnung von Thomas Scheileke – ansprechend besetzt. Es gibt wenig zu bekritteln an diesem Magazin der PERRY RHODAN FANZENTRALE. Kritischere Töne zur Serie sind allerdings wohl eher von verlagsferneren, freien Clubs zu erwarten.

Clemens Nissen s.ps., Schortens


MURPHY – DER KÄMPFER DES LICHTS 21: MURPHYS REISE INS JENSEITS ...

72 Seiten DIN A 5, Mittelheftung ISSN 1614-3345.
Auflage: unbekannt, 5,00 EUR.
Kontakt: HARY PRODUCTION, Canadastr. 30, 66482 Zweibrücken.
Bankverbindung: Postbank Saarbrücken (BLZ 590 100 66), Konto 36277666.
Internet: www.harypro.de.

David und Jane Murphy befinden sich auf ihrer Hochzeitsreise. Sie fahren mit dem Wagen nach Schottland, um dort ihre Flitterwochen zu verbringen. Während eines heftigen Gewitters verliert Murphy die Kontrolle über sein Auto und kommt von der Straße ab. Das Paar verliert das Bewusstsein. Doch kurz bevor David die Sinne schwinden, sieht er eine merkwürdige Gestalt mit rot glühenden Augen.
Dietrich Borowin, ein Handelsreisender, ist ebenfalls in dieser Nacht unterwegs. Er entdeckt das Auto der Bewusstlosen, das mitten auf der Landstraße quer steht, zu spät. Um nicht mit dem anderen Auto zu kollidieren, vollführt er hektisch ein Ausweichmanöver und rast in dichtes Gestrüpp. Auch er verliert das Bewusstsein.
Kurze Zeit später trifft er auf David und Jane Murphy. Entsetzt bemerken die drei Pechvögel, dass sie nur noch als Astralwesen auf der Erde wandeln. David Murphy und seine Begleiter setzen nun alles daran, ihre Körper zu finden und den unheimlichen Situationen, in die sie geraten, zu entkommen.
Dem Autor W. A. Hary gelingt es mit dem Einstieg in ein neues Abenteuer, die Leselust seiner Fans zu wecken. Die einzelnen Figuren werden gut in die Serie eingeführt und erhöhen die Spannung. Das Ende des Heftes steigert die Erwartung auf den nächsten Band.
Christel Schejas Bild einer mondbeschienenen Landschaft ziert den 21. Band über den "Kämpfer des Lichtes". Damit beweist sie wieder einmal ihre Stärke für phantasievolle Bilder. Die kalten Farben lassen eine mystische Atmosphäre entstehen.
Wer als Einsteiger diesen Band in die Finger bekommt, wird eine Weile brauchen, um sich in Murphys Welt zurechtzufinden. Es empfiehlt sich also, auch die anderen Bände zu besorgen.
Wer Romane wie PRPFESSOR ZAMORA oder JOHN SINCLAIR" liebt, wird hier ebenfalls voll auf seine Kosten kommen. Für alle anderen Leser, die Horror-Geschichten mit einer dicken Portion phantastischer Elemente lieben, stellt diese Serie auf jeden Fall eine Bereicherung dar.

Petra Weddehage, Paderborn


XUN 23

88 Seiten DIN A 5, Seitenbindung, ISSN 1862-7552.
Auflage: unbekannt, 3,50 EUR, 3er-Abonnement 12,00 EUR, 5er-Abonnement 19,00 EUR, 8er-Abonnement 30,00 EUR.
Kontakt: Bernd Walter, Michelsbergstr. 14, 74080 Heilbronn, E-Mail: xun@xun-online.de.
Internet: www.xun-online.de.

Ob es an der Krise liegt? Jedenfalls wird es im gerade angebrochenen Jahr eine wichtige Änderung im Erscheinungsmodus von XUN geben. Anstatt drei Magazinen und drei Taschenbuchausgaben wird es davon jeweils nur noch zwei Ausgaben pro Jahr geben. Alles andere wäre ein zu großer zeitlicher und finanzieller Aufwand für die Redaktion. Wegen des sich daraus ergebenden größeren zeitlichen Abstandes wird nur noch eine der beiden Fortsetzungsgeschichten im Magazin fortgeführt. Die Serie "Crystal" von A. T. Legrand erscheint zukünftig in der Taschenbuchreihe XUN PRÄSENTIERT in voller Romanlänge. Fans werden also nichts verpassen. Und die Serie "Nebelmond" von W. Berner wird in XUN mit größerem Umfang fortgesetzt.
2010 ist aber nicht ausschließlich ein Krisenjahr. XUN wird dreißig Jahre alt und feiert Jubiläum. Die erste Ausgabe des Magazins erschien am 31. Oktober 1980 anlässlich des ersten PR-WeltCons in Mannheim. Es gab zwar zwischenzeitlich eine fast zwanzigjährige Pause, trotzdem ist der Geburtstag Grund genug für die Redaktion, einen Storywettbewerb zum Thema "Jubiläen" auszuschreiben. Einsendeschluss ist der 31. Mai 2010.
Soviel zu den Neuerungen. Der Inhalt dieser Ausgabe bietet, wie die vorangegangenen Hefte, die gewohnte Mischung von Kurzgeschichten, Grafiken und einigen wenigen sekundärliterarischen Beiträgen, die aber kaum ins Gewicht fallen.
Coverabbildung XUN 23Der Storyreigen beginnt, wie könnte es anders sein, mit einer Vampirgeschichte. Franziska Brüggen lehnt sich in ihrer Story "Der Kuß des Vampirs" stark an die TWILIGHT-Romane Stephenie Meyers an. Auch sie ergeht sich in pubertäre Träumereien eines Mädchens, das gerne vom Vampir gebissen bzw. erlöst werden möchte. Natürlich sind ihre Eltern dagegen und die Tragödie beginnt. Die Story ist recht klischeehaft gehalten und kann dem Plot keine neuen Aspekte abgewinnen. Die Umsetzung erfolgt immerhin routiniert und ohne große Patzer.
Von einem ganz anderen Kaliber ist dann Christian Weis Story "Tief im Innersten", die auch als Titelstory herhalten muss. Die Geschichte enthält keinerlei phantastische Elemente, sondern schildert eher die ausweglosen Zerwürfnisse einer unglücklichen Ehe die in mörderische Traumphantasien ausarten. Christian setzt sie gewohnt routiniert und solide um.
Die "Atomaren Gesänge" von Andrea Tillmanns beginnen als philosophische Überlegungen über die Struktur des Universum und verlieren sich gegen Ende leider ein wenig in der Beliebigkeit. Aber es ist schön, dass auch solche Beiträge ihren Platz in dem Magazin finden und nicht in der Schublade ihrer Autorin ein einsames Schicksal fristen müssen.
"Vorwärts, Soldat" von Thomas Scheib lebt von einer ungewöhnlichen Idee. Ein Soldat erkennt plötzlich, dass er nicht immer Soldat war. Tatsächlich wirken im Hintergrund diabolische Wissenschaftler, die die Bewusstseinsinhalte der Soldaten in neue Körper verpflanzen, um so immer neues Kanonenfutter produzieren zu können. Ein Satz aus dem Gespräch der Wissenschaftler hat es mir besonders angetan: "Dann scannen wir jetzt den Kortex und den vorderen Teil. Alles, was keine Miete zahlt, kommt raus."
FK-Herausgeber Armin Möhle ist mit einer für ihn eher ungewöhnlichen Fantasy-Geschichte vertreten. In "Die Schmiedin" kommt eine Barde in eine fremde Stadt, lernt das Geheimnis der Titelheldin kennen und wird von ihr umgebracht, weil er es seinem Berufsstande entsprechend nicht für sich behalten will. Der einfache Plot wird von Armin konsequent und mit viel Liebe zum Detail umgesetzt.
Dann folgt der nunmehr 14.Teil der Fortsetzungsgeschichte "Nebelmond" von W. Berner. "Die Geschichte nimmt ihren Lauf…" mehr kann man dazu als sporadischer Leser nicht sagen. Auffällig ist auch hier wieder der Hang zu übertrieben theatralischen Dialogen und der nicht ganz klischeefreien Personenführung. So ist es jedesmal die Frau, der bei einer Trennung die Tränen in den Augen stehen.
"Heimlich" von Markus Kastenholz beinhaltet zwar einige Elemente (Roboter an der Bar, Transatlantik-Röhrenzug), die der Geschichte einen phantastischen Rahmen geben. Aber die Begebenheit hätte genauso auf jedem herkömmlichen Klassentreffen stattfinden können. Das Ende kommt dann recht abrupt. Fast scheint es, als wenn Markus am Ende eine pfiffige Pointe fehlte.
Wilhelm Wolf widmet sich in "Staub" dem Versuch, eine gestörte vollkommen verrückte Persönlichkeit zu schildern. Das gelingt ihm ganz gut. Die Stimmung seines "Staubsammlers" ist bedrückend und unheimlich und wird nur manchmal durch unpassende Kommentare der Erzählstimme durchbrochen.
"Herzlichen Glückwunsch zum fünften Todestag" von Rainer Wißmann hat mir in dieser Ausgabe mit am besten gefallen. Auch hier befleißigt sich die Erzählstimme eines ironischen Untertones, die die ohnehin skurrile und groteske Geschichte noch irrealer erscheinen lässt.
Bei Ilkiran Korvas Geschichte "Nur ein Traum" wird das phantastische Element ebenfalls nur angedeutet. Es ist eine der längsten Geschichten im Heft und beschäftigt sich mit den Alpträumen einer werdenden Mutter, in denen sie Geschehnisse aus der Vergangenheit sieht. Die Geschichte ist sehr eindringlich, teilweise drastisch geschildert und weiß daher zu überzeugen.
Andrea Tillmanns kommt in "Fionas Weg" ganz ohne gesprochene Sprache aus. In der Regel finde ich solche Geschichten etwas anstrengend und meist wenig überzeugend. Andreas Erzählung über die gichtkranke Lautenspielerin zieht einen jedoch schnell in ihren Bann und findet schließlich sogar noch ein versöhnliches Ende. Eine unaufgeregte, gut überlegte und stimmungsvolle Geschichte.
Zum Schluss hat ein Mann in "Der schwarze Pirat" von Silvia Brückner einfach nur Glück und verlässt das Gespensterschiff gerade rechtzeitig. Außer des etwas peinlichen Namens der Hauptperson (Hein Daddel – zuviel Ringelnatz gelesen würde ich sagen) ist auch diese Geschichte gelungen und gekonnt umgesetzt.
Bei den Grafiken fällt auf, dass die Auswahl passend zu den Inhalten der Geschichten erfolgte. Leider sind sie nicht immer von durchgehend guter Qualität.
Insgesamt gesehen, geht XUN den eingeschlagenen Weg konsequent weiter. Es ist ein durchweg lesbares und kurzweiliges Storymagazin. Auch wenn die Geschichten nicht immer in die oberste Kategorie fallen, so gibt es auch keine Ausreißer nach unten. Vielen Stories ist ein ironischer Unterton gemeinsam, der die Lektüre um so vergnüglicher macht. Wir können gespannt sein, was XUN uns in Zukunft zu bieten hat.

Holger Marks, Marburg


EDITION HEIKAMP 26: DIE JAGD NACH DER RÖMISCHEN FORMEL

44 Seiten DIN A 6, Mittelheftung, ISBN 978-3-937440-46-0.
Auflage: 100 Exemplare, 3,50 EUR.
Kontakt: Crago-Verlag, Michael Schneider-Braune, Postfach 1248, 97990 Weikersheim.
Internet: www.edition.heikamp.net.

Der zehnjährige Mike ist gar nicht begeistert, dass er mit seinen Eltern die Sommerferien bei Großtante Erika in Zülpich verbringen soll. Was hat ein verschlafenes Nest in der Eifel einem Berliner schon groß zu bieten? Und tatsächlich scheinen sich Mikes schlimmste Befürchtungen zu bewahrheiten: Die alte Frau läuft mit Kittelschürze und Lockenwicklern umher, und in der so genannten City gibt es bloß ein paar winzige Läden.
Mikes Laune bessert sich erst, als er seinen zwei Jahre älteren Cousin Peter und die ein Jahr jüngere Susanne aus der Nachbarschaft kennen lernt. Mit den Rädern fahren sie zu den Baggerseen Schwimmen und besichtigen die römischen Ruinen. Ein Zeitungsartikel, in dem über einen Fund – eine Steintafel mit römischen Schriftzeichen und Zahlen – berichtet wird, weckt ihr Interesse.
Großtante Erika kennt sogar den Finder und vermittelt einen Besuch. Die Kinder dürfen die Steintafel anschauen, fotografieren und die Zeichen abpausen. Herr Schmitt hat vor, einen Historiker in Köln aufzusuchen, der vielleicht das Rätsel der Inschrift lösen kann. Dann wird bei den Schmitts eingebrochen – zum Glück befand sich die Tafel sicher verwahrt im Safe. Anscheinend ist sie wertvoller als angenommen.
Die Kinder beginnen zu recherchieren und warnen Herrn Schmitt, dass die Einbrecher vielleicht einen zweiten Überfall wagen könnten, aber weder er noch die Polizei wollen den Vermutungen Gehör schenken …
Von Andrea Tillmanns sind im Crago-Verlag bzw. in der EDITION HEIKAMP bereits zwei Bände erschienen: DER DRITTE ARMREIF (Band 10) und DRACHENFEUER (Band 14), die beide im phantastischen Genre angesiedelt sind, während es sich bei DIE JAGD NACH DER RÖMISCHEN FORMEL um einen Krimi für sehr junge Leser handelt.
Auf knapp 40 Seiten kann man natürlich keine detailreiche Geschichte mit verschiedenen Schauplätzen und ausgefeilter Charakter-Entwicklung unterbringen. Hier liegt die Kunst darin, das Wesentliche kurz zu beschreiben und so aufzubereiten, dass der Leser der Erzählung trotzdem gerne folgt und einen zufrieden stellenden Höhepunkt oder eine Schlusspointe offeriert bekommt.
Das gelingt der Autorin auch sehr gut, denn ihre Protagonisten bieten sich der Zielgruppe zur Identifikation an, wobei das Mädchen noch nicht einmal die ungeliebte Nebenrolle der "Quotenfrau" belegt. Auch ist nicht alles so, wie es auf den ersten Blick hin scheint, denn selbst verschlafene Nester haben ihre Highlights, wenn man bloß die Augen aufmacht und neugierig ist. Damit ist auch schon der Grundstein für die Krimi-Handlung gelegt, die dem gängigen Muster vieler Jugendbücher folgt und genau das bietet, was man erwartet – ohne irgendwelche Schnörkel oder Experimente.
Die Kinder stellen Nachforschungen an und kombinieren klug, so dass sie nicht nur Interessantes über die Inschrift herausfinden, sondern außerdem Gelegenheit erhalten, einen Diebstahl zu vereiteln. Die ungläubigen Erwachsenen und mehr noch die Gauner schauen entsprechend "alt" aus. Die Findigkeit der jungen Helden und ihr Einsatz mögen etwas dick aufgetragen wirken, aber ihre Kollegen aus Serien wie TKKG, DIE DREI ???, DAS TIGER-TEAM, GRUSEL-CLUB etc. erleben Vergleichbares – und Kinder mögen nun mal Abenteuer mit mutigen, gewitzten Akteuren in ihrem Alter.
Die Erzählung wird mit reichlichem Lokalkolorit aufgepeppt, so dass das Büchlein besonders für jene reizvoll ist, die die Region kennen.
Obwohl der Kinder-Krimi bekannte Schemata bemüht, kann Andrea Tillmanns durch ihren gefälligen Stil überzeugen und weiß gut zu unterhalten. Den Band darf man kleinen Leseratten ab neun Jahre empfehlen und einem reiferen Publikum, das Kurzgeschichten aus der Region schätzt und dabei Kinderbücher nicht ablehnt.

Irene Salzmann, Kranzberg


STAR GATE – DAS ORIGINAL 1: DAS TRANSMITTER-EXPERIMENT
74 Seiten DIN A 5, Mittelheftung ISSN 1860-1855.
Auflage: unbekannt, 5,00 EUR.
Kontakt: HARY PRODUCTION, Canadastr. 30, 66482 Zweibrücken.
Bankverbindung: Postbank Saarbrücken (BLZ 590 100 66), Konto 36277666.
Internet: www.harypro.de.

Am 15.Juli 2063 findet auf der Erde ein Großversuch statt. Den Wissenschaftlern ist es gelungen, einen Transmitter zu erschaffen, durch den ohne nennenswerten Zeitverlust Objekte zum Gegenpart geschickt werden können. Dieses andere Tor befindet sich auf dem Mond. Nachdem drei Tage zuvor das erste Mal ein gesunder Mensch den Transport lebend überstanden hat, soll nun ein ganzes Team geschickt werden. Ken Randall, Tanya Genada, Dr. Janni van Velt, Dr. Dimitrij Wassilow, Dr. Yörg Maister, Mario Servantes und Juan de Costa sind bereit für das tödliche Wagnis.
Doch die Gruppe kommt nie auf dem Mond an. Verzweifelt versuchen die Wissenschaftler auf der Erde alles, um zu erklären, was passiert ist. Die Konzernleitung vermutet Sabotage, so dass von nun an in alle Richtungen ermittelt wird. Das Team selber ist nicht weniger überrascht, statt auf dem Mond, auf einem ihnen völlig fremden Planeten angekommen zu sein. Sie taufen ihn Phönix, und ein unwahrscheinliches Abenteuer beginnt.
Die Heftserie STAR GATE – DAS ORIGINAL hat nichts mit der viel später erschienenen gleichnamigen Fernsehserie und dem Film zu tun. Es gibt einige Parallelen, wie sie überall in SF-Romanen passieren können. Die Erfinder dieser Serie betonen das auch sehr deutlich, darum der Zusatz DAS ORIGINAL.
In dieser Serie ist die Erde längst nicht mehr in der Hand von Politikern; die Konzerne haben die Macht übernommen, und untereinander herrscht ein großer Wettbewerb um Macht und Geld. Die Überwachung der Mitarbeiter ist sehr groß, der gläserne Mensch ist da. Die Rechte des Einzelnen sind kaum noch etwas wert. Die Ellenbogengesellschaft dominiert.
Trotz dieser düsteren Zukunftsaussichten ist dem Autor Kurt Carsten eine gute Mischung aus SF und schwarzem Humor gelungen. Die Szenerie wechselt zwischen den Vorkommnissen auf der Erde und den Erlebnissen des verschollenen Teams. Nicht nur sinnloses Herumgeballere, sondern vor allem erst einmal die Situation analysieren und dann schießen, steht hier im Vordergrund.
Die Einzelpersonen im Team wie die Sicherheitsleute Ken Randall und Tanya Genada zeichnen sich nicht nur durch gutes Aussehen und Kampfkraft, sondern auch in der Benutzung ihrer gesamten Hirnkapazität aus. Lustig und ein wenig an Pavel Chekov aus der Serie RAUMSCHIFF ENTERPRISE erinnernd wirkt Dr. Dimitrij Wassilow, bei ihm ist alles russische Erfindung. Eine Hommage an Gene Roddenberry.
Man darf sehr gespannt auf die nächsten Folgen der Serie sein. Leseratten aller Altersklassen ab zwölf Jahren finden hier gut gemachte SF, die unterhalten will.

Petra Weddehage, Paderborn


ZENTRUMSMONSTER 1
44 Seiten DIN A 5, Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 3,00 EUR.
Kontakt: SWEIP COMICS, Sascha Weitzel, Postfach 100203, 28002 Bremen, E-Mail: webmaster@sweip.de.
Internet:  www.sweip.de.
Gleich auf der ersten Seite begrüßt uns das Zentrumsmonster. Das ist ein leicht dicklicher Geselle mit sabberndem Maul und drei Augen, an dem die Konventionen der Bekleidung anscheinend vorbeigegangen sind. Er trägt nur eine Unterhose. Aber sonst ist er ein ganz angenehmer Zeitgenosse, den genau dieselben Alltagsprobleme plagen wie dich und mich. Und er hat auch die gleichen Interessen wie wir: Horror, Science Fiction, Crime, War, Phantastik und Umweltschutz! Ja, genau Umweltschutz. Warum sollte ein Monster keinen Sinn für den Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen haben?
Coverabbildung ZENTRUMSMONTER 1Sascha Weitzel präsentiert mit diesem sympathischen Kerl die erste Ausgabe seines Satire-Comic Magazins. Es enthält zwei sehr gelungene und satirische Comics sowie eine Kurzgeschichte.
Im ersten Comic "Wenn zwei sich streiten… " erzählt er uns eine Begebenheit, die einem nichtsahnenden Pärchen auf einer einsamen Landstraße passieren kann, wenn sie die typischen Standardsituationen eines Horrorcomics einfach vernachlässigen. Sascha erzählt und zeichnet die Geschichte mit viel Humor. Der Kommentator aus dem Off – der ebenfalls sehr sympathische Co-Moderator des Zines namens Soziopath – sorgt für den heiter ironischen Unterton. So entsteht ein Gruselcomic, bei dem es einem zwar nicht gruselt, der aber gekonnt mit den Versatzstücken des Genres spielt und der für den Leser am Ende noch eine kleine Überraschung bereit hält.
Dieser Tonfall wird im zweiten Comic-Beitrag beibehalten. In "Blauer Punkt im All" streiten sich Erde und Mond darum, wer nun der schönere Planetoid im unendlichen schwarzen All ist. Und da hört es der schöne blaue eitle Planet gar nicht gerne, dass es ihn ohne seinen jetzigen Orbiter gar nicht gegeben hätte und sie nun mal voneinander abhängig sind. Auch das eine Geschichte, die Sascha unspektakulär aber mit sehr viel Witz und Humor umsetzt.
Saschas Zeichenstil ist relativ grobflächig gehalten, der Schwerpunkt seines Ausdrucks liegt eindeutig auf die Gestik und Mimik. Hier ist er sehr variabel und gibt den Personen bzw. Wesen mit wenigen Strichen eine Ausdruckstärke, die sehr viel zu der gelungenen Atmosphäre seiner Geschichten beiträgt. Besonders deutlich wird dieses Vermögen bei dem langen Dialog zwischen Erde und Mond. Die Geschichte bietet eigentlich wenig zeichnerische Optionen, aber Sascha schafft es, seiner Erde viele unterschiedliche Gesichter zu geben und unterstützt damit gekonnt die ohnehin absurde Geschichte. Einzig das Arrangement der Panels auf den Seiten wirkt etwas eintönig, trotz einiger gelungener "Bildüberschreitungen".
Zum Schluss wildert Sascha in "fremden Revier" und liefert noch eine Kurzgeschichte über die "Tücken der Technik", die ganz eindeutig beweist, dass moderne Technik, Alarmanlagen und Zentralverriegelungen nicht immer ein Segen sind.
Obwohl es die erste Ausgabe ist, gibt es auch bereits eine Seite mit Leserbriefen, die Sascha allerdings in so einer kleinen Schrift abdruckt, dass ich sie – trotz Brille - nicht lesen konnte…
Und wir erfahren natürlich noch, welche Sehnsüchte und Nöte ein Zentrumsmonster hat, möchte er doch genauso wie jeder andere Mensch auch, einen muskulösen Körper ohne lästiges Krafttraining, endlose Marathonläufe oder Schwimmbadbesuche. Aber zum Glück gibt es die "Camuflach-Methode". Damit kann es jeder zu einer Bodybuilder-Figur bringen. Wie das geht? Nun ja, um das zu erfahren muss man sich das Heft schon kaufen!

Holger Marks, Marburg
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Der FANZINE-KURIER erscheint in der EDITION WHISPERING TIMES.

Herausgabe, Redaktion und Vertrieb:
Armin Möhle
Eibenweg 18
49134 Wallenhorst.
E-Mail: armoe@gmx.de.

Preise der Printausgabe: Einzelexemplar 0,60 EUR, Jahresabonnement (6 Ausgaben) 3,00 EUR (in Briefmarken oder per Überweisung [Bankverbindung bitte erfragen]). Der FANZINE-KURIER ist außerdem im Fanzinetausch zu beziehen. Auslandspreise auf Anfrage.

Mitarbeiter dieser Ausgabe:  Holger Marks, Clemens Nissen s. ps., Irene Salzmann, Petra Weddehage.
Auflage der Printausgabe: 30 Exemplare.

Für Rezensionsexemplare sind wir stets sehr dankbar!
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