Online
141

Jan .2008


Werte Leserinnen und Leser,
ich muss zugeben, dass sich der FANZINE-KURIER auf einer Aufholjagd befindet: So hat mich kürzlich eine weitere Fanzinesendung aus dem THUNDERBOLT N. E. V. erreicht, auch SOL 53 liegt mir inzwischen vor. Die Ausgaben werden natürlich im FK 142 besprochen werden, zusammen mit BULLY 6, MANISCHE WIEGENLIEDER, PHANTASTISCH! 33, SCIENCE FICTION OKULAR 261 u. a. m.
Viele Grüße
Armin Möhle



PALADIN 164/PALADIN SERIAL 1
SOL 52
FUTURE MAGIC 61
XUN 20
AIONA-INTERN 258
PANEL 27
RETTUNGSKREUZER IKARUS 36: SCHLACHT UM VORTEX OUTPOST
EXODUS 24

 

PALADIN 164/PALADIN SERIAL 1
16 Seiten DIN A 5, Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, Preis unbekannt (bitte erfragen).
GOLEM 86
28 Seiten DIN A 5, Mittelheftung, ISSN 1864-8134.
Auflage: unbekannt, 2,00 EUR.
Kontakt: FUNTASY-CLUB THUNDERBOLT N. E. V., Theo Klein, Beckingsbusch 20b, 59368 Werne, E-Mail: TheoKlein@web.de.
Internet: www.thunderbolt.de.

Die 164. Ausgabe des PALADIN markiert einen Wendepunkt in der Gestaltung des Clubfanzines. Da immer seltener Material mit aktuellen Bezügen von den Mitgliedern eintrudelt, hat sich der Redakteur dazu entschlossen, die Gestaltung des Heftes nun offener zu gestalten. Das reine Infozine ist Geschichte, nun werden auch Geschichten, Serien, Buchbesprechungen und älteres Material ihren Platz finden.
Den Anfang macht er gleich mit seiner Serie um Götz Gregorius, der dem einen oder anderen Leser vielleicht bereits durch seinen Ausflug in das Universum von RANULF O’HALE bekannt ist. In "Das Haus der Rache" soll der Dämonenjäger und Privatdetektiv auf Bitten einer hübschen jungen Frau herausfinden, warum in dem Haus ihrer Großeltern, in das sie ziehen wollte, immer wieder seltsame und unheimliche Dinge geschehen. Ihm ist sofort klar, dass dort Geister einer düsteren Vergangenheit ihr Unwesen treiben, aber er ahnt noch nicht, wie gefährlich sie wirklich sind.
Bei einer solchen Anhäufung von Klischees kann man nur davon ausgehen, dass Theo Kleins Serie eine augenzwinkernde Reminiszenz an die "gute alte Zeit" des Horrorheftromans ist, in denen die Ermittler noch abgebrüht und zynisch sein durften, die Klientinnen niedlich hilflos und begehrenswert und die Häuser von mörderischen Geistern beseelt.
Mit dem Holzhammer trifft er ein gängiges Handlungsmuster nach dem anderen auf den Punkt, so dass man trotz der durchschaubaren Geschichte seinen Spaß hat. Und so soll es offensichtlich auch sein. Es bleibt abzuwarten, ob der PALADIN damit abwechslungsreicher wird und häufiger erscheinen kann, aber ein Anfang ist damit gemacht.
Das Storymagazin des THUNDERBOLT N. E. V., der GOLEM, hat sich seit einiger Zeit auf die Fahne geschrieben, stilistisch oder inhaltlich ungewöhnliche Geschichten aus allen drei Genres zu präsentieren. Um immer genug Auswahl zu haben, arbeitet der Herausgeber Uwe Post schon eine ganze Weile mit der Webseite kurzgeschichten.de zusammen. Diesmal enthält das Heft drei längere Kurzgeschichten. Eigentlich möchte der Erzähler nur "Milchkaffee mit Schokoflocken", aber trotz aller der Technik, die der passionierte Sammler von Automaten in seinem futuristischen Haus angesammelt hat, ist keines der von künstlichen Intelligenzen gesteuerten Apparaten dazu in der Lage, ihm diesen Wunsch ohne wenn und aber zu erfüllen. Vor allem ist dies der Punkt, an dem sich nun auch andere Fragen entzünden. Das Kammerstück entwickelt sich schnell zu einem spannenden Disput zwischen Maschine und Mensch, der schließlich in der Ohnmacht eines der Kontrahenten endet und mitfühlend bis augenzwinkernd erzählt wird.
"Global Tinnitus" erzählt von einem Mann, der immer dann in den Bann dieser chronischen Krankheit gerät, wenn er mitten im Verkehrschaos landet. Es scheint ein Fluch zu sein, dass er bei dem Versuch, dem Lärm zu entkommen auch noch die Fähigkeit entwickelt, von Ort zu Ort zu springen. Und dabei nutzt es auch nichts, als er sich schließlich dazu entscheidet, das Problem auf eine etwas brachiale Art anzugehen. Heraus kommt eine ziemlich kryptische Geschichte, die sich dem Leser nicht so erschließt wie der Autor es vielleicht beabsichtigt hat. So fragt man sich als Leser am offenen Ende, was das ganze eigentlich sollte.
Das trifft scheinbar auch auf "Wie ich das Rad erfand" zu. Ein Mann schildert einem anderen eine Kette von Ereignissen an einem heißen Sommernachmittag, der mit einem toten Hund im Kofferraum beginnt und vor einem seltsamen Betonbunker mitten in der Einöde endet. Erst mit den letzten paar Sätzen ahnt man, wen man eigentlich vor sich hat und fragt sich, ob der Autor die Serie DEAD LIKE ME gesehen hat, in der es manchmal nicht viel anders zugeht. Damit entwickelt sich diese Erzählung zum heimlichen, wenn auch spät zündenden Highlight dieser Ausgabe.
Alles in allem bietet der GOLEM jedenfalls wieder die gewohnte Mischung an kauzigen bis abgedrehten Geschichten, deren Art man mögen muss, um wirklich mit dem Inhalt zufrieden zu sein.

Christel Scheja, Solingen


SOL 52

68 Seiten DIN A 4, Mittelheftung, ISSN 1439-2453.
Auflage: 1.400 Exemplare, 4er-Abonnement 24,00 EUR.
Kontakt: PERRY RHODAN FANZENTRALE e. V., Postfach 2352, 76413 Rastatt.
Bankverbindung: Sparkasse Uelzen Lüchow-Dannenberg (BLZ 25850110), Konto 46042420.
Internet: www.prfz.de.

Mit der 52. Ausgabe der SOL kehrt zumindest an der Trauerfront – nach dem Tod von Ernst Vlcek – ein wenig Ruhe ein. Das Titelbild von Obi Oberhofer ist eine gute Einstimmung auf die bunte Mischung verschiedener Beiträge.
In seinen Gedanken zur PRFZ berichtet Vorständler Rüdiger Schäfer von der Mitgliederversammlung in Köln, die in wenigen Minuten über die Bühne gegangen ist. Das Fazit ist, das die PRFZ auf einem finanziell soliden Fundament steht und ruhig in die Zukunft schauen kann.
Der galaktische Beobachter Rainer Stache betrachtet die PERRY RHODAN-Hefte 2439 bis 2449. Wie schon seine letzten Kolumnen ist auch dieser Beitrag seltsam ambivalent. Auf die sprachlichen Defizite wird eingegangen. Das Fazit des Inhalts der Romane ist teilweise sehr positiv, ohne das Rainer Stache wirklich überzeugende Argumente für seine Beurteilung liefert. Wenn der Autor davon spricht, das ein leidlich wiedererstarkter Hubert Haensel das in den Sand setzen des Zyklusendes verhindern konnte, spricht das entweder gegen das Urteilsvermögen Rainer Staches oder für ein solides Konzept, auf welchem die Romane Haensels basieren. Der Leser darf sich ein eigenes Urteil bilden. Den Vogel schießt Rainer Stache allerdings mit seiner unmotivierten Beurteilung des Heyne-Zyklus ARA TOXIN ab. Wahrscheinlich hat der galaktische Beobachter andere Romane als die meisten anderen Leser erhalten, ansonsten ist eine derartige Fehlbeurteilung eines zusammengesetzten und vor allem im letzten Band die Intelligenz der Leser beleidigenden Zyklus nicht mehr zu erklären. Rainer Stache sollte sich die Kommentare eines Johannes Kreis einmal genau durchlesen, in denen dieser auf die verschiedenen Fehler und Schwächen eingeht. Die kritische Distanz zur Serie, welche es Rainer Stache ermöglicht hat, sowohl die positiven wie auch die negativen Fakten fundiert begründet gegenüberzustellen, ist spätestens mit diesem Beitrag verloren gegangen.
Coverabbildung SOL 52In seiner Glosse "Redaktions-Computer geknackt" geht Frank Gerigk hoffentlich satirisch auf den nächsten "Höhepunkt" der Serie mit Band 2500 ein. Mit spitzem Bleistift und teilweise lustigen Kommentaren zeichnet Frank Gerigk ein mögliches Szenario. Der Leser hat die Erwartung, dass die Romane vielleicht ebenso unterhaltsam sind wie diese kurze Zusammenfassung.
Inge Mahn geht in ihren Erinnerungen an Willy Voltz auf den Spanienurlaub und die Entstehung des PERRY RHODAN-Bandes 500 ein. Wie ineffektiv diese Kolumne geworden ist, zeigt sich an der Tatsache, das sie erst von den bekannten Schwierigkeiten Scheers berichtet, seine Termine einzuhalten, kurz auf die diversen Notfallpläne eingeht, um dann als Fazit zu berichten, dass K. H. Scheer den Band rechtzeitig abgeliefert hat. Nur wenige Romane später sollte Voltz beginnen, den kränklichen Scheer bei der Exposéarbeit zu unterstützen. Wie schon mehrmals erwähnt, täte sich Herausgeber Klaus Bollhöfener einen Gefallen, Frau Mahn einen Experten in Hinblick auf die PR-Serie an die Seite zu stellen, welcher die Entwicklungen im Rhodanland fachmännisch kommentiert, während Frau Mahn weiterhin über die persönliche Seite des Willy Voltz schreibt.
Die neue SOL bietet drei Interviews mit Wim Vandemaan, Frank Borsch und Sabine Kropp an. Rainer Stache interviewt dabei Hartmut Kasper. Germanisten unter sich. Im direkten Vergleich punktet Hartmut Kasper mit konkreten Antworten auf teilweise unsicher gestellte Blockfragen. Insbesondere zu Beginn des Interviews agiert Rainer Stache verunsichert, schränkt seine Fragen mit nachgeschobenen Informationen wieder ein und bleibt im Bereich der höflichen Floskeln hängen. Im Verlaufe des Interviews werden die Fragen präziser. Wenn Rainer Stache erkennt, dass Hartmut Kasper auf seine Frage nicht den Erwartungen entsprechend antwortet, schließt sich der Interviewer schnell dessen Meinung an. So fragt er nach den Vor-PERRY RHODAN-Erfahrungen des Hartmut Kasper, aus welchen er seine Souveränität als Schriftsteller gewonnen hat, um danach festzustellen, das es die Masse bekanntlich nicht macht. Aber danach fragen.
Noch schöner sind Frank Borsch Antworten auf die Fragen Benjamin Gollings hinsichtlich seiner Mitarbeit an der PERRY RHODAN ACTION-Serie. Frank Borsch antwortet, dass er an hirnloser und sinnloser Gewalt nicht interessiert ist. Eine lobenswerte Einstellung, die in einem krassen Widerspruch zu Christian Montillons Serie steht. Überhaupt versuchen die PERRY RHODAN-Autoren den negativ besetzten Begriff von "Action" immer wieder zu relativieren, während die bislang erschienenen Hefte genau in die befürchtete Kerbe schlagen und stellenweise hirn- und sinnlose Gewalt in den Mittelpunkt der langweiligen und mit Widersprüchen/Fehlern überfließenden Handlung stellen. Mit dieser Verlagspropaganda macht sich Frank Borsch unglaubwürdig. In der ersten Hälfte des Interviews wird noch auf sein Projekt ALIEN EARTH eingegangen.
Die ehrlichsten und augenscheinlich offensten Antworten erhält der SOL-Leser von Sabine Kropp. Sie geht auf ihre Arbeitsweise ein und versucht für sich sehr überzeugend den Heftroman von Taschenbüchern und Hardcovern abzugrenzen. Rüdiger Schäfer gibt ihr den Raum, auf die überwiegend (bis auf etwas Eigenwerbung sowohl vom ATLAN-Autor Schäfer als auch seiner Redakteurin) guten Fragen ausführlich zu antworten und nimmt vor allem die entsprechenden Fäden auf, um das Thema – wenn es notwendig erscheint – mit der nächsten gezielten Frage zu vertiefen.
Zu den sekundärliterarischen Artikeln gehört die Reise Uschi Zietschs in die eigene Vergangenheit, die sie mit einer Lesung ihrer Fantasy- bzw. PERRY RHODAN-Romane verband. Sie berichtet davon in dem warmherzigen "Eine Reise durch die Zeit".
Karl Eisner setzt sich mit "Und was bleibt" aus einer interessanten Perspektive mit den unterschiedlichen Exposéredakteuren und ihrer Herangehensweise an das Phänomen PERRY RHODAN auseinander. Dabei charakterisiert der Autor Robert Feldhoff als Langsamerzähler, der sich bemüht, systematisch die Lücken im PERRY RHODAN-Kosmos zu füllen und vergleicht Feldhoffs mit dem stetig vorauseilenden Scheer bzw. insbesondere der teilweise doch verklärten Epoche Willy Voltz'. Karl Eisner geht es dabei weniger um die Qualität der einzelnen Zyklen. Dieses Thema klammert der Autor ganz bewusst aus, sondern beschäftigt sich mit der Arbeitsweise der Expokraten. In Hinblick auf die zu Beginn des Artikels angesprochenen Vorwürfe verfehlt Karl Eisner dann allerdings das selbst gesetzte thematische Ziel. Seine Arbeit lässt sich allerdings sehr gut lesen.
Matthias Hinz "Und… Action" steht in einem krassen Widerspruch zu den Aussagen Frank Borsch in der vorliegenden Ausgabe bzw. Christian Montillons in vorangegangenen SOL-Nummern. Matthias Hinz definiert erst einmal den Actionfilm und sieht in den jeweiligen Minizyklen eine adäquate literarische Entsprechung mit allen Vor-, aber auch vielen Nachteilen dieses Subgenres. Dabei weist der Autor auf einen der leider viel zu vielen Logikfehler innerhalb des Kurzzyklus hin. Sein Fazit ist euphorisch, das er die Serie weiter lesen wird. Ob dieses Fazit Motivation für die vielen unentschlossenen SOL-Leser sein soll oder einfach nur geschrieben worden ist, um sich beim Verlag gut zu stellen, kann jeder für sich entscheiden. Auf jeden Fall hat Matthias Hinz damit seinen zu Beginn noch interessanten kurzen Artikel entwertet.
Sehr viel interessanter ist Christian Montillons kurzer Artikel über die Entstehung der PERRY RHODAN 2443, der auf den Erfahrungen eines blinden Heftromanlesers basiert, mit dem sich Christian ausgetauscht hat.
Weiterhin beschreibt Christian Montillon zusammen mit dem Risszeichner Andreas Weiß einen Besuch an der Europaschule in Northeim. Leider haben die beiden Autoren die Angewohnheit, weniger sachlich über die Veranstaltung zu berichten als sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen. Eine Unsitte, die insbesondere Christian Montillon immer wieder zeigt. Benjamin Golling hat die Preisverleihung für sein Hörspiellebenswerk an H. G. Franciskowsky verfolgt und einige Bilder geschossen. Eine lesenswerte Spekulation versucht Günter Puschmann in seiner Kolumne "P-Blog". Er geht auf das Bauwesen inklusive entsprechender Planungen und Arbeitsweisen ein. Frank G. Gerigk berichtet noch kurz, aber gut illustriert über den PERRY RHODAN-Sternenatlas, der im Internet neu gestartet worden ist.
Wenn sich Klaus N. Frick an seine ersten Schritte als Fanzineredakteur erinnert, handelt es sich um einen Nachdruck aus seinen Logbüchern der Redaktion. Muss das wirklich sein?
So endet der Bericht über die PERRY RHODAN FANEDITION wie im Original in der Mitte. Auf den Fanzinebeitrag hätte der Chefredakteur gut verzichten können und anstelle dessen die beiden Kolumnen über die Planung und Umsetzung der PR-FANEDITION zusammenfassen können. Unabhängig davon, dass das Material schon anderswo publiziert worden ist. Immerhin zahlen die Mitglieder gutes Geld, um Material zu lesen, das sie auf den Redaktionsseiten umsonst goutieren können. Die "Völkerdatenblätter" (immerhin die 40. Folge) von Michael Thiessen gehören zu den gerne gelesenen und qualitativ soliden Standards der SOL. Die Zeichnungen sind wieder von Thomas Scheilecke.
Volker Krämer geht noch in "Andere Welten" auf PROFESSOR ZAMORRA ein. Anstatt die Vorzüge der Serie und die Handlungshöhepunkt um Band 900 herauszuarbeiten und vor allem die Bandbreite der Themen aufzuzeigen, bleibt Volker Krämer oberflächlich und schießt mehrmals an der Prämisse vorbei. Wer PROFESSOR ZAMORRA nicht kennt, findet in seiner Arbeit keinen Ansatz, um die Lektüre zu beginnen.
Die SOL 52 ist eine sehr durchschnittliche Nummer. Nur wenige Artikel sind wirklich interessant, die Interviews teilweise sehr schwerfällig und der Informationsgehalt deutlich geringer als in den letzten Ausgaben. Kritik an der PERRY RHODAN-Serie findet zumindest in dieser Ausgabe nicht statt.

Thomas Harbach, Lübeck


FUTURE MAGIC 61

82 Seiten DIN A 4, Seitenbindung.
Auflage: unbekannt, 5,00 EUR, 4er-Abonnement 18,00 EUR.
Kontakt: SFC STARDRAGONS, Eva Kalvoda, Kundratsstr. 20/8/25, A-1100 Wien, E-Mail: kills_first@utanet.at.
Bankverbindung: PSK (BLZ 60000), Konto 77510891, IBAN AT556000000077510891, BIC OPSKATWW lautend auf Andreas Leder.
Internet: members.chello.at/sfc_stardragons.

Meine letzte Begegnung mit den Sternendrachen ist lange her. Zweieinhalb Jahre sind vergangen, seit ich das letzte Mal in ihr Universum abtauchen durfte. Und irgendwie – wahrscheinlich aus der Laune eines unberechenbaren Redakteurs heraus – rutsche ich immer knapp an einer runden Ausgabennummer vorbei.
Aber viel hat sich seit den letzten zehn Ausgaben nicht verändert. Nur der Anteil der Geschichten scheint sich verringert zu haben. Nur vier Stories finden sich im aktuellen Band, die diesmal nicht einmal die Hälfte des Umfanges füllen.
Fred H. Schütz führt seine Geschichte um St. Martin du Bois weiter. Als sporadischer Leser fällt es auf den ersten Blick schwer, sich in die Geschichte einzufinden. Dann fällt aber auf, dass viele Konflikte sehr künstlicher Natur sind. Am Ende hatte ich den Eindruck, Fred schreibt eine solide Seifenoper für Drachenfans, die im Grunde unendlich fortgeführt werden kann.
Coverabbildung FUTURE MAGIC 61Susanne Stahrs Universum wimmelt auch von magischen Geschöpfen, die aber meist sehr menschliche Beweggründe habe. "Im Finanzamt" werden Kekse geklaut, aber auch Akten und – welch Horror – Geldbeträge verschwinden. Susanne Stahrs Meistermagier Arweds nimmt den Auftrag, diese Vorkommnisse zu klären, nur widerwillig an, erledigt seine Arbeit dann aber mit Bravour. Die Story ist humor- und liebevoll erzählt, so dass nicht einmal die vorhersehbaren Wendungen stören.
Mit "Tod in der Marsch" versucht Fred Schütz eine Umdeutung des Beowulfmythos. Bei ihm ist Grendel ein missgestalteter aber ungemein kräftiger Bursche, der mit seiner Mutter von den abergläubischen Dorfbewohnern gehänselt und verfolgt wird. Beowulf dagegen ist weder heldenmütig noch heldenhaft und gewinnt den ungleichen Kampf eher durch Zufall als durch überragendes Können. Freds Überlegungen für eine Neuinterpretation des Mythos können durchaus überzeugen, auffällig ist aber auch hier die Tendenz, Dinge nachzuerzählen anstatt sie geschehen zu lassen.
Am meisten beeindruckt hat mich die kürzeste Geschichte im Heft. "Der Gobelin" ist eine kleine gefühlvolle knapp zwei Seiten lange Hommage an die Lebenserinnerungen, die Wünsche und Träume einer älter werdenden Frau. Susanne schafft es in wenigen Worten die Wehmut über eine früh verflossene Liebe mit einem kleinen "Sense of Wonder" zu verbinden und zu einem stimmungsvollen Abschluss zu bringen. Es fällt mir schwer, mich diesem Zauber zu entziehen.
Der Rest ist ein Sammelsurium. Unzählige kurze und kürzere Beiträge zu genauso vielen Themen füllt die zweite Hälfte des Heftes. Manche scheinen den Wissenschaftsseiten verschiedener Tageszeitungen entnommen zu sein, manche stellen durchaus einen originellen Eigenbeitrag dar. Amüsant ist Eva Kalvodas Bericht über "Irlands kleine Quälgeister", in der sie auf launige Art und Weise schildert, wie ihr letzter Irlandaufenthalt durch diverse sehr findige Fabelwesen sabotiert wurde. Und in "Geistergeschichten" schildert sie mehr oder weniger verbürgte Geistererscheinungen, z. B. von dem Geist eines Minenarbeiters aus Sheldon, der auf Wasser stehen kann oder vom KissingGhost, der jedes Mal in ein bestimmtes Zimmer schleicht, wenn eine Frau darin schläft und dort seinem Namen gerecht wird.
Andreas Leder beschäftigt sich mit dem belgischen Comic-Zeichner Peyo und seinen blauen Freunden, den Schlümpfen. Allerdings hört er schon wieder damit auf, bevor er richtig angefangen hat. Wer sich ein solches Thema wählt, sollte sich vielleicht auch ein wenig ausführlicher damit beschäftigen. So bleibt dieser, wie viele andere Beiträge leider auch, oberflächlich und unbefriedigend. Fred H. Schütz erweist sich als Fan von fernöstlichen Kampffilmen und leider oft auch als unaufmerksamer Zuschauer. So verwechselt er bei einer Neuverfilmung des Artus-Mythos die Sachsen mit den Kelten und hat zu Keira Knightley noch folgende Bemerkung auf Lager: "Die Darstellerin gehört zur jungen Garde des internationalen Films, die sich längst einen wohlklingenden Namen gemacht hat – nur habe ich ihn vergessen!" Zum Glück hatte der Layouter ein besseres Gedächtnis und bringt das richtige Bild mit dem richtigen Namen.
Bei der Vorstellung eines Neumitgliedes und den abschließenden Leserbriefes lebt dann wieder das Drachenfeeling auf. Nur sind es leider zu wenige Drachen, die zu viele Beiträge liefern (mussten). Darunter leidet die Qualität. Vielleicht sollten die anderen Drachen den gewaltigen Atem ihrer Art dazu nutzen, um die unermüdlichen aber erschöpften Mitdrachen wieder zu Puste kommen zu lassen.

Holger Marks, Marburg


XUN 20

80 Seiten DIN A 5, Seitenbindung, ISSN 1862-7552.
Auflage: 125 Exemplare, 3,30 EUR, 3er-Abonnement 11,75 EUR, 5er-Abonnement 18,75 EUR, 8er-Abonnement 30,00 EUR.
Kontakt: Bernd Walter, Michelsbergstr. 14, 74080 Heilbronn, E-Mail: xun@xun-online.de.
Internet: www.xun-online.de.

Das Fanzine XUN zählt wohl zu den letzten seiner Art, nachdem in den vergangenen Jahren Fan-Publikationen mehr und mehr verschwunden sind – vor allem jene, hinter denen kein Club steht, der durch fleißige und zahlende Mitglieder den Titel am Leben erhält.
XUN bietet die gewohnte und beliebte Mischung aus 90 Prozent Unterhaltung in Form von Geschichten und Illustrationen und 10 Prozent Information. Dabei ist es sehr erfreulich, dass das Fanzine auch längeren Erzählungen bzw. Fortsetzungsromanen offen steht, wenngleich man diese natürlich nur als regelmäßiger Leser wirklich genießen kann.
Band 20 wartet mit zehn Stories und Gedichten sowie neuen Episoden zweier Fortsetzungsgeschichten auf. Um einige Beispiele zu nennen:
"Das Leben" von Gisela Wojciechowskis Protagonistin nähert sich seinem Ende. Plötzlich taucht eine Fremde auf und lädt Manuela zu einem Spaziergang ein. Zu ihrer Verwunderung herrscht bereits Frühling – in jener Welt, in der sie ihren geschiedenen Mann bzw. dessen Abbild wieder sieht. Zu gern würde Gisela die Uhr zurückdrehen und vieles anders machen oder sich wenigstens für begangene Fehler entschuldigen. Ist es dafür schon zu spät?
Coverabbildung XUN 20Der Tod ist etwas, das man gerne ausblendet und das einen doch immer wieder beschäftigt. Oft hat man den Zeitpunkt verpasst, an dem man etwas hätte gerade rücken können, und diese Erkenntnis belastet. Dabei muss es nicht einmal der Tod sein, der eine Aussprache verhindert; es genügt schon, einen Menschen aus den Augen zu verlieren, was in der heutigen schnelllebigen Zeit gang und gäbe ist. Man kann sich leicht in die Protagonistin hinein versetzen, denn entsprechende Erfahrungen hat gewiss jeder irgendwann einmal gemacht.
Es ist leicht, "Im Verborgenen" Dinge zu tun, die einem normalerweise nie in den Sinn kämen. In Stefan Pamps Erzählung ist es ein ungewöhnlich dichter Nebel, der über der Stadt liegt und nicht nur Randgruppen dazu veranlasst, vandalierend, ja, mordend, durch die Straßen zu ziehen. Selbst unbescholtene Studenten lassen sich zu übelsten Taten hinreißen.
Der Autor thematisiert, wie leicht die Hemmschwelle unter bestimmten Bedingungen überwunden werden und ein Mensch Verbrechen begehen kann – nur weil er die Möglichkeit dazu erhält, weil er plötzlich die Macht dazu hat. Besonders erschreckend ist hier, dass anschließend alles in gewohnten Bahnen weiter geht, als wäre nichts geschehen, und die Täter kaum Gewissensbisse verspüren.
"Drachenblut" von Silvia Brückner und "Blumenblut" von Marius Kuhle greifen beide bekannte Motive aus der Fantasy bzw. dem Horror auf. Einmal ist es ein großes Opfer, das zwei Wesen auf eigentümliche Weise das Überleben ermöglicht, zum anderen ist es ein Vergehen, das sich in einer Form rächt, wie man es schon aus anderen Storys kennt. Man fühlt sich ein wenig an DIE DRACHENREITER VON PERN bzw. DER KLEINE HORRORLADEN erinnert. Es ist zwar nichts Neues, aber gefällige Kost.
Bei Katja Häuser ist "Etwas da draußen…", und zwar in der Tradition von H. P. Lovecrafts Erzählungen, in denen das Unbekannte oft keinen Namen hat, sich nicht einmal zeigt und das Grauen allein durch das Wissen, dass da etwas lauert, dem man nicht entkommen kann, erzeugt wird. Die Autorin bringt die Geschichte gut herüber und überlässt den Rest der Phantasie des Lesers.
W. Berner und A. T. Legrand setzen ihre Geschichten "Nebelmond" und "Crystal" fort. Dankenswerterweise gibt es eingangs eine Zusammenfassung des Bisherigen, so dass auch neue Leser eine gewisse Vorstellung von den Ereignissen und den Protagonisten bekommen. Reizvoll sind die Episoden allerdings nur für jene, die schon länger dabei sind. Auf sie warten neue Abenteuer mit vertrauten Figuren, einmal ein SF-Fantasy-Mix, der leider etwas langatmig und ziellos auf den unregelmäßigen Leser wirkt, zum anderen ein Horror-Roman, der diesmal einige Action bietet, jedoch Gefahr läuft, sich zu sehr in Einzelaktionen zu verlieren.
Aufgelockert werden die Texte durch die Illustrationen von Harry Messerschmidt, Christel Scheja u. a., wobei besonders positiv die Zeichnung von Juliane Seidel und das farbige Cover von Peter Wall auffallen.
Der Sekundärteil bietet ein sehr kurzes Interview mit Michelle Stern, die u. a. an der Serie MADDRAX mitwirkt, zwei Rezensionen und Redaktionelles. Erwähnenswert ist, dass die XUN-Redaktion stets nach Beiträgen sucht und interessierte Autoren und Zeichner ihre Werke unter materialeingang@xun-online.de einreichen können.
Ob SF, Fantasy oder Horror, Unterhaltsames, Nachdenkliches oder Informatives – XUN bietet für jeden Geschmack etwas. Sucht man nach etwas Abwechslung zu den Publikationen der ‚großen Verlage’ und ist man nicht abgeneigt, den Werken junger Talente eine Chance zu geben, sollte man einen Blick in das Fanzine werfen. Man findet Vertrautes und auch weniger Gängiges, stets ansprechend aufbereitet. 3,30 EUR sind nicht zu viel für das Fanzine XUN, dem man wünscht, dass es noch eine Weile existieren wird.

Irene Salzmann, Kranzberg


AIONA-INTERN 258
44 Seiten DIN A 5, Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 3,00 EUR.
Kontakt: AIONA e. V., Thorsten Grewe, Gruwellstr. 11, 44329 Dortmund.
Bankverbindung: Sparkasse Hagen (BLZ 450 500 01), Konto 100 156 762.
Internet: www.projekt-nebelwelten.de.

Die 258. Ausgabe von AIONA-INTERN beginnt mit der betrüblichen Mitteilung, dass sie die letzte ist, weil das Bürgerfernsehen eingestellt und der AIONA e.V. zum Jahresende 2008 aufgelöst werden. Im Gegensatz zu manch anderer Publikation kommt hier jedoch nicht der Eindruck auf, die Krise sei auf mangelndes Engagement der Mitwirkenden zurückzuführen.
Unter dem Titel "Medienamateure" berichtet Kurt Kobler von einer Universitätsveranstaltung in Siegen, die sich, beginnend mit einem Vortrag von Prof. Gerling, wissenschaftlich mit dem PERRY RHODAN-Fanfilm DER EINSAME DER ZEIT auseinandersetzte. Einerseits wird Wohlwollen seitens der Veranstalter spürbar, andererseits aber auch die Schwierigkeit für die fannischen Besucher, dem fachspezifischen Ansatz der Tagung zu folgen. Es bleiben ein gewisser Einblick in das filmische Schaffen – auch in Form von Fotos –, eine differenzierte Bewertung des Projekts in Ansätzen und ein Hinweis darauf, wo man sich Trailer von Thunacks EINSAMEN DER ZEIT herunterladen kann.
Coverabbildung AIONA-INTERN 258Henry Heikamp berichtet über die Kunstausstellung MOMENTS OF LIFE: Charlotte Horn stellte in einer Bank in Grevenbroich ihre farbenfrohen, fließenden und doch in Konturen aussagekräftigen Bilder aus.
In Erinnerungen an seine Jugend schwelgt Kurt Kobler. Unter der Überschrift "Schorsch Maros Botschaft" schildert er amüsant und in sympathischer Weise Irrungen und Wirrungen, aber auch persönliche Entwicklungen im Hinblick auf SF, Mopeds, Mädchen und Musik. Der Beitrag atmet genau jenen fannischen Elan, den man im Fandom erwartet, sucht und leider oft nicht mehr findet.
Statt einsame Selbstdarstellungen in die Welt zu posaunen, wie sie andernorts grassieren, lädt Kurt Kobler dazu ein, das alte Miteinander wieder aufleben zu lassen.
Die Deutsche Nationalbibliothek gewährte dem AIONA-Team einen tiefen Einblick in ihre Aufgaben und ihre Arbeitsweise. Das mit ihr geführte Interview klärt nicht nur über Pflichtexemplare auf, sondern lässt auch den Umfang ihrer gesamten Tätigkeit erahnen. Natürlich vertieft sich die Behörde weder in besonderem Maße in Fanzines noch lässt sie ihren gesetzlichen Auftrag in Frage stellen. Sie schafft es aber, ihre Tätigkeit eher motivierend als lästig darzustellen.
Ralf Leismann setzt einen mehrteiligen Bericht über die Comicserie DAS PHANTOM fort; Wilfried A. Hary stellt "Die VALONGATU-Trilogie" von David A. Summerwine vor, die zwischen Fantasy und SF anzusiedeln ist. Zu guter Letzt gibts eine kurzen Hinweis auf die 100. TV-Sendung, die dem Schriftsteller Mark Brandis gewidmet ist.
Die 258. und letzte Ausgabe von AIONA-INTERN erweckt mit vielen guten Grafiken, insbesondere von Alfred Kelsner, hohe Erwartungen, und löst diese inhaltlich vollauf ein. Eine durch und durch angenehme und ansprechende Lektüre.

Clemens Nissen s.ps., Schortens


PANEL 27

68 Seiten DIN A 5, Offset, Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 3,00 EUR (ohne Porto), 4er-Abonnement 12,00 EUR.
Kontakt: PANEL e. V., Postfach 102665, 28026 Bremen, E-Mail: paneloffice@gmx.de.
Bankverbindung: Sparkasse Bremen (BLZ 290 501 01), Konto 1017094.
Internet: www.edition-panel.com.

Nachdem Comics lange Jahre als "Kinderkram" oder "Schund für seltsame Käuze" verpönt waren, haben sie sich in den letzten zwei oder drei Jahrzehnten langsam etablieren können. Zunächst akzeptierte man die Francobelgier (ASTERIX, TIM & STRUPPI, SPIROU & FANTASIO…) und internationale Cartoonisten (Jean-Jacques Sempé, Horst Haizinger, Ulli Stein...), dann wurden die US-Superhelden – vor allem Dank tricktechnisch ausgereifter Kino-Filme – gesellschaftsfein (X-MEN, SPIDER-MAN, GHOST RIDER...), und auch die Mangas (RECORD OF LODOSS WAR, FINAL FANTASY, NAUSICAA...) haben einen festen Platz, auch aufgrund von Animes im TV und PC-Games, in den Regalen des Buchhandels erobern können.
Inzwischen floriert sogar in Deutschland eine kleine, sehr aktive Comic- und Manga-Szene, auf die man auch außerhalb des Landes bereits aufmerksam geworden ist. Clubs, Vereine, Internet-Plattformen wie z. B. das Comicwerk, der Crago-Verlag (KULTUR-HEROLD) und auch PANEL E. V. – VEREIN ZUR FÖRDERUNG DER "NEUNTEN KUNST", haben bei dieser Entwicklung einen wichtigen Beitrag geleistet.
Coverabbildung PANEL 27Das vorliegende PANEL 27 lässt sich optisch mit den gängigen Comicheften vergleichen: entsprechendes Format, Farbcover, Kunstdruckpapier, sauberer Druck. Bei dem Band handelt es sich um eine Anthologie mit den Werken von mehreren Künstlern, die ihre Ideen in Schwarz/Weiß auf 68 Seiten zum kleinen Preis von 3,00 EUR präsentieren.
Zahlreiche verschiedene Autoren und Zeichner mit einer breiten Themen- und Stilvielfalt – das bedeutet, dass praktisch für jeden Geschmack etwas dabei ist:
"Ein gutes Buch!" von Rautie nimmt zwar sehr kurz, aber treffend die Lesegewohnheiten derer auf die Schippe, die sich ein Zweitbuch zulegen oder als Unkundiger ein Buch verschenken wollen.
Ole Comoll erzählt mit makaberem Humor von "Henrys Freunden". Sein Tod stürzt den einen in Trauer, bringt hingegen anderen Freude – und die Nahrungskette nimmt ihren Lauf.
"The House of Horror" von Mirco Kutscheidt kommt ganz ohne Worte aus. Seine Bilder, die auf FRANKENSTEIN und ALICE IM WUNDERLAND anspielen, sprechen für sich.
Moritz Stetter schildert, was für zwei Oberschüler ein "Good Weekend" ist: Party, Essen & Trinken, Mädels & Sex. Blöd, wenn nur einer Glück hat und sich voll amüsieren kann …
Haimo Kinzle lehnt sich an die Tierfabel an in "Herschel und Sieben": Man sollte sich vorher überlegen, mit wem man sich anlegt. Aber auch große Tiere können Pech haben und auf die Hilfe der kleinen angewiesen sein. Eine gute Tat bringt große Freude.
Das sind nur einige Beispiele für die hier gesammelten Comics, die ein bis elf Seiten lang sind, typisch menschliche oder tierische Situationen auf skurrile Weise aufgreifen, Superhelden veräppeln, Ausflüge in die Phantastik unternehmen – und noch einiges mehr zu bieten haben. Man findet cartoonhafte, minimalistische Stil-Varianten genauso wie abstrakt anmutende Grafiken und präzise, detailreiche Zeichnungen, die Profi-Qualität haben.
PANEL 27 wendet sich an Cartoon- und Comic-Freunde, die sich für die Werke einheimischer Künstler und Themen abseits des Mainstreams interessieren. Man sollte etwas schrägen Humor mitbringen, dann wird man gewiss nicht enttäuscht, zumal das Preis-/Leistungsverhältnis zu überzeugen weiß.

Irene Salzmann, Kranzberg


RETTUNGSKREUZER IKARUS 36: SCHLACHT UM VORTEX OUTPOST

114 Seiten DIN A 5, Klebebindung, ISBN 978-3-941258-07-6.
Auflage: unbekannt, 6,90 EUR.
Kontakt: Roman-Truhe Buchversand, Röntgenstr. 79, 50169 Kerpen.
Internet: www.rettungskreuzer-ikarus.de.

Sylke Brandt zelebriert die SCHLACHT UM VORTEX OUTPOST, die zweite nach ANTAGONIST (Band 26), die seinerzeit von Dirk van den Boom beschrieben wurde.
Die Umstände des Kampfes sind diesmal andere: Die Flotte der Outsider ist deutlich größer, hinter dem Sonnentor von Seer'Tak lauert ihre Verstärkung, und ein Verbündeter, der überraschend auftauchen und das Blatt wenden kann, steht dem Raumcorps und seinen Verbündeten nicht zur Verfügung. Immerhin nähert sich die Hyperbombe der Vollendung, um danach von der ENOLA GAY, pardon, der IKARUS durch das Sonnentor in die Galaxis der Outsider befördert zu werden und das Nexoversum lahmzulegen.
Doch bevor es dazu kommt, beginnt der Angriff der Outsider.
Coverabbildung RETTUNGSKREUZER IKARUS 36Schilderte ANTAGONIST noch Gefechte Raumschiff gegen Raumschiff, wählt Sylke Brandt in SCHLACHT UM VORTEX OUTPOST einen anderen Ansatz: Sie beschreibt die Kämpfe aus der Sicht diverser Kombattanten am Rand der Schlacht, mal mit Happy-End, mal ohne, mal weniger, mal mehr melancholisch. Aber natürlich ist es auch ihre Aufgabe, den Einsatz sowohl der IKARUS jenseits und als auch der KOSANG (das Raumschiff des Vizianers Pakcheon, der im vorangegangenen Band, KONTAKT, im Nexoversum verblieben war) diesseits des Sonnentores zu schildern, wobei es zu den – für einen Teil der Serien-SF und ihrer Epigonen üblichen – Gefechten im Weltraum kommt.
Die Neutralisation der Outsider im Nexoversum verläuft relativ unspektakulär. Zwar wird die KOSANG von den Hairaumern der Outsider verfolgt, doch das sie zerstört wird, damit wird kein Leser der RETTUNGSKREUZER IKARUS-Serie ernsthaft gerechnet haben.
SCHLACHT UM VORTEX OUTPOST erfüllt die Erwartungen, die nach den diversen Handlungsmustern, denen die RETTUNGSKREUZER IKARUS-Serie folgte, an den vorletzten Band des ersten Zyklusses zu stellen waren: Die Abwendung der Invasionsgefahr durch die Outsider. Durch die Flexibilität der Autorin wird der Roman nicht zu einer Kopie von ANTAGONIST und weist selbstständige Handlungsteile auf, was die Enttäuschung von Lesern mindern mag, die ausgedehnte Weltraumschlachten normalerweise nicht besonders sympathisch finden.
Die SCHLACHT UM VORTEX OUTPOST lässt genügend Handlungsfäden für den 37. Band der Serie, NEMESIS, zurück: Immerhin haben die Outsider die Raumstation Vortex Outpost erobert, außerdem hat der alte Widersacher des IKARUS-Captains Sentenza, der ehemalige Kronprinz Joran, auch die neuerlichen Kämpfe überlebt. Und mit einem Kritiker muss auch noch abgerechnet werden ...

Armin Möhle, Wallenhorst



EXODUS 24

72 Seiten DIN A 4, Mittelheftung, ISSN 1860-675X.
Auflage: unbekannt, 7,90 EUR, 2er-Abonnement 15,00 EUR.
Kontakt: René Moreau, Schillingsstr. 259, 52355 Düren, E-Mail: renemoreau@ exodusmagazin.de.
Bankverbindung: Postbank Köln (BLZ 370 100 50), Konto 2851 70-505.
Internet: www.exodusmagazin.de.

Mit EXODUS 24 wird das Magazin bunt. Die Galerie ist im Vergleich zum Front- und Backcover zum ersten Mal farbig. Damit wird das Magazin auch eher seinem Untertitel gerecht. Es ist nicht nur ein Magazin für "Science Fiction Stories" – eine Einschränkung, welche es schon lange nicht mehr gibt –, sondern jetzt auch verstärkt für "phantastische Grafik". Heinz Wipperfürths launisches Vorwort stellt die einzelnen Geschichten und Mitarbeiter kurz vor. Nach jeder einzelnen Story werden der Grafiker und der Autor noch einmal separat mit Foto vorgestellt. Eine empfehlenswerte Einrichtung. Insgesamt neun Kurzgeschichten hat die Redaktion für die vorliegende Ausgabe zusammengestellt, wobei Helmut Hirschs "Rückkehr nach Nomori" die längste Arbeit der vorliegenden Ausgabe ist.
Verena Wolfs "Schalt mal ab"" spricht gleich zu Beginn die voyeuristischen Begierden einer überwiegend männlichen Lesergeneration an, in dem sie die Frau zum willigen/unwilligen Sexobjekt degradiert. Erst später stellt sich heraus, dass es sich bei diesen perfekten Geschöpfen um künstlich geschaffene Kreaturen handelt. Die Pointe der Geschichte ist zwar bösartig, aber auch vorhersehbar und keine sonderliche Überraschung. Dafür ist die kurzweilig zu lesende Story stilistisch ansprechend und von Robert Straumann plakativ illustriert.
"Rückkehr nach Nomori" aus der Feder von Helmut Hirsch ist die Fortsetzung der in der 22. Ausgabe von EXODUS veröffentlichten Geschichte "Besucher aus der Ferne". Ein Neueinsteiger hat wenig Probleme, sich mit dem Szenario und den einzelnen Charakteren sowohl auf der menschlichen Seite als auch unter den Flugratten zurechtzufinden. Helmut Hirsch beschreibt die Probleme zwischen den Ureinwohnern Nomoris – intelligenten Flugratten –, den menschlichen Siedlern und schließlich den Konzernen. De Geschichte erinnert stimmungstechnisch sehr stark an Alan Dean Fosters DIE DENKENDEN WÄLDER oder Pipers FUZZY-Romanen. Handlungstechnisch bietet sie einen geradlinigen Plot ohne wirklich überraschende Wendungen mit einem versöhnlichen Ende, das natürlich den roten Handlungsfaden für eine weitere Fortsetzung offen hält. Helmut Hirsch spricht eine Reihe von ökologischen Problemen an, ohne wirklich eine abschließende Position zu beziehen. Der von den Flugratten schließlich aufgenommene Kompromiss wirkt ein wenig zu stark konstruiert, ein dunkleres, aufrüttelndes Ende hätte dem Text besser getan. Die Geschichte ist allerdings sehr ansprechend von Hubert Schweitzer illustriert.
Coverabbildung EXODUS 24"Singularität Baby" ist eine Liebesgeschichte aus der Feder Sami Salemes, die in erster Linie Freunde des Werkes Charles Stross' ansprechen wird. Mit experimentellen Bild und Wortspielereien zeichnet er eine "Liebe" abseits von klassischen Zeit-/Raummotiven. Stellenweise fehlt wie bei Stross allerdings auch ein wenig Bodenhaftung, die sich in identifizierbaren Charakteren ausdrücken sollte, ohne die keine Geschichte der Welt wirklich funktionieren kann. Der Leser hat das Gefühl, als versuche Sami Salemes das Experiment nicht um den Plot der Geschichte willen, sondern wegen des Experiments. "Singularität Baby" ist ein Text, der die Geister scheiden lässt. Er polarisiert, spricht aber nicht jeden Leser wirklich an.
Horst Dieter Radkes "Komm zu den Engeln" wirkt phasenweise eher wie ein Exposé einer längeren Novelle als eine eigenständige Kurzgeschichte. Insbesondere im ersten Drittel des Textes verstecken sich so viele Ideen, die in einer längeren Geschichte emotional effektiver sich entwickeln könnten. In Horst Dieter Radkes Welt werden Engel gemacht und müssen sich kommerziell für einige Jahre tragen, ansonsten werden sie zu Freiwild und können getötet werden. Sein Protagonist ist gut für die Kürze des Textes gezeichnet, aber in dieser Geschichte steckt sehr viel mehr als es der Autor zum Ausdruck bringt. Es wäre schön, wenn Horst- Dieter Radke "Komm zu den Engeln" als Exposé für eine längere Arbeit sieht und sich die Mühe macht, den Plot entsprechend zu extrapolieren. In der vorliegenden Form stellt sie ein Füllhorn von interessanten Ideen und Aspekten dar, die zu distanziert und zu kompakt dem Leser offeriert werden.
Axel Kruses "Die Schriftstellerin" präsentiert eine ungewöhnliche Grundidee. Das Buch hat das Universum erobert, die Außerirdischen sind ganz begeistert von dieser typisch irdischen Erfindung. Ein bekannter Literaturkritiker trifft auf einer Lesung eine berühmte Schriftstellerin, die ihn zu sich einlädt und ihm ein verblüffendes Geheimnis mitteilt. Axel Kruse macht im Verlauf der kurzweilig und stilistisch ansprechend geschriebenen Geschichte nicht den Fehler, alle aufgeworfenen Fragen zu beantworten. Er nimmt sich die Zeit, die beiden sehr unterschiedlichen Protagonisten zu charakterisieren. Der Text ist warmherzig, sympathisch, auch wenn das Ende ein wenig zu abrupt und in seiner Logik nicht gänzlich überzeugend ist.
In "Titania" von Guido Seifert trifft angeblich William Burroughs auf den Cyberpunk. Sicherlich ist die von Chris Schlicht comichaft gut illustrierte Geschichte ein Feuerwerk von stilistischen Ideen und exzentrischen Charakteren. Dabei gelingt es Guido Seifert nicht wirklich, die Figuren dreidimensional und überzeugend zu zeichnen. Er will mit einem Feuerwerk von Ideen den Leser überfahren, Stimmung erzeugen und vergisst dabei, den zugrunde liegenden Plot entsprechend zu extrapolieren.
Uwe Schimuneks "Die Barriere" extrapoliert unsere Ellenbogengesellschaft auch auf die Fortpflanzung. Auf der Suche nach der perfekten Kombination der Erbanlagen werden die Mitglieder des Mittelstandes im Grunde ausgenutzt und ausgezogen, damit sich die obere Klasse dominant weiterentwickeln kann. Eine solide Geschichte mit einer geradlinigen Handlung, auch wenn das offene, ein wenig vorhersehbare Ende den Lesefluss stört. Die einzelnen Charaktere hätten etwas sorgfältiger gezeichnet werden können, damit die Identifikation zwischen Leser und Protagonist die grundlegende Idee der Geschichte besser unterstreicht.
Gabriele L. Behrendt hat auch Michael Tillmanns Geschichte "Terra – Sterben Legenden mit dem Planeten?" illustriert. Der Titel der Kurzgeschichte zeigt auch das Dilemma des Textes. Die grundlegende Idee ist faszinierend und originell. Wo spuken Geister, wenn sie keine Heimat mehr haben? Im vorliegenden Text ist die Erde in einem Krieg von einem Titankampfstern zerstört worden. Ein Frachtraumschiff muss durch das Sonnensystem eilen. Ein Mannschaftsmitglied macht sich Sorgen, das er in dem System nicht nur heimatlosen Geistern, sondern vielleicht auch den Schatten der eigenen indirekten Vergangenheit begegnet. Eine melancholische Story hat Michael Tillmann zu schreiben versucht. Das Problem liegt weniger im geradlinigen, teilweise vorhersehbaren Plot, sondern im sperrigen und nicht adäquaten Stil. Ein wenig mehr Gefühl und Gespür für die entsprechende Stimmung und Atmosphäre hätten dem Text besser getan. Schon der Titel der Geschichte ist sperrig. Die grundlegende Idee ist allerdings sehr schön und hätte eine emotionalere Erzählweise verdient.
Aus der Sammlung TRAUMKRISTALLE stammt Kurd Laßwitz Erzählung "Die neue Welt". Im Gegensatz zu den anderen modernen Märchen aus Kurd Laßwitz' Feder ist die phantasievolle Odyssee der drei Brüder auf der Suche nach der neuen Welt über die Spielzeuginsel und in das Grammatikland eine eher klassische Geschichte. Sehr warmherzig geschrieben und den Kindern fast in die Köpfe geschaut beschreibt Laßwitz deren Reise, auch wenn er sie am Ende als Traum entlarvt. Der Pädagoge Laßwitz nimmt die Klassiker des Genres wie GULLIVERS REISE oder ALICE IM WUNDERLAND aufs Korn, auch wenn er seine eigenen Welten mit sehr vielen Ideen und wundersamen Wesen zu bevölkern weiß. Thomas Franke hat eine stimmungsvolle Illustration beigesteuert.
Die zusätzliche Farbe insbesondere im Innenteil kommt der Künstlerin Gabriele L. Berndt zu Gute. Sie wird von Alexander Seibold mit einer "Abgrund der Sinnlichkeit" betitelten Einleitung vorgestellt. Im Mittelpunkt ihrer vielschichtigen und farbenprächtigen Arbeiten stehen in erster Linie Menschen der Zukunft, die sie in Komplementärkontrasten darstellt. Aber auch die "Naturbilder" wie "Weit draußen" oder "Welten unter dem Adlernebel" sind eindrucksvoll. Die drucktechnische Wiedergabe ist sehr gut, die Farben sind kräftig, die Einleitung selbst von Alexander Seibold vielleicht ein wenig zu gestelzt geschrieben, aber informativ.
EXODUS 24 ist wieder eine Vorzeigeausgabe. Trotz leichten Schwächen bei einigen der hier präsentierten Kurzgeschichten ist das Niveau erstaunlich hoch. Das Themenspektrum ist sehr breit, die einzelnen Texte stilistisch ansprechend. Die Stories werden von teilweise sehr guten Illustration begleitet. Das Layout ist ausgesprochen sauber, die Druckqualität der Ausgabe hervorzuheben. In dieser Form – Kurzgeschichten sind nun einmal Geschmackssache, aber irgendeine Arbeit sagt sicherlich jedem Leser zu – ist EXODUS sicherlich momentan das beste deutsche semiprofessionelle Story-Magazin in Deutschland. Alleine das Format gibt dem Magazin einen entscheidenden Vorteil gegenüber NOVA, die vielen Zeichnungen von sehr bekannten und qualitativ hoch stehenden Künstlern kommen besser zur Geltung. Eine absolut empfehlenswerte Publikation.

Thomas Harbach, Lübeck
[Zurück]


Der FANZINE-KURIER erscheint in der EDITION WHISPERING TIMES.

Herausgabe, Redaktion und Vertrieb:
Armin Möhle
Eibenweg 18
49134 Wallenhorst.
E-Mail: armoe@gmx.de.

Preise der Printausgabe: Einzelexemplar 0,60 EUR, Jahresabonnement (6 Ausgaben) 3,00 EUR (in Briefmarken oder per Überweisung [Bankverbindung bitte erfragen]). Der FANZINE-KURIER ist außerdem im Fanzinetausch zu beziehen. Auslandspreise auf Anfrage.

Mitarbeiter dieser Ausgabe: Thomas Harbach, Clemens Nissen s. ps., Holger Marks, Irene Salzmann, Christel Scheja.
Auflage der Printausgabe: 30 Exemplare.

Für Rezensionsexemplare sind wir stets sehr dankbar!
[Zurück]